Dezember 2006

Montag 04.12. bis Donnerstag 07.12.2006

Nevsat, der Koch

Mittlerweile ist Montag , der 4. Dezember und wir sind jetzt seit 11 Tagen auf dem Platz in Gazipasa. Heute ist der erste bewölkte Tag, wir hatten bisher täglich Sonnenschein bei ca 25° und waren sogar zweimal im Meer schwimmen. In den vergangenen Tagen haben wir auf Wanderungen, hier auf dem Platz und in der Stadt einiges erlebt, was wir jetzt kurz erzählen. Wir unternehmen täglich Wanderungen in alle Richtungen auf die Berge, um jeweils in die nächste Bucht zu schauen. Wir erleben herrliche Aussichten . Hier in der Gegend stehen viele Gewächshäuser mit allem möglichen Obst und Gemüse und viele viele Bananenplantagen , selbst Erdbeeren wachsen hier zur Zeit und wir bekamen jeweils zwei dicke knallrote Erdbeeren von einem Bauern geschenkt, ich sage nur "lecker". Dienstag mussten wir leider nochmal nach Alanya zur Metro fahren, da es hier im ganzen Ort kein Hundefutter zu kaufen gab, in den kleinen Supermärkten gab es immer nur ein entsetztes, verständnisloses "Yok", wenn wir danach fragten. Hier auf unserem Stellplatz gibt es viele herrenlose aber sehr liebe Hunde, ein Pit Bull geht immer mit uns spazieren, wir nennen ihn Wutz . Unser deutscher Nachbar Francesco (Franz) versorgt neben seinem eigenen Hund zwei weitere Kostgänger, unter anderem einen Boxer. Auf unserem gestrigen gemeinsamen Spaziergang kamen wir an einem Feld vorbei auf dem eine Bauersfamilie knieend den Acker per Hand bearbeitete. Einer der Landarbeiter hatte sichtliches Interesse an dem mitgelaufenem Boxer. Kurzerhand schenkten wir ihn ihm. Seine Freude war sehr groß, alle kinder liefen zusammen und nahmen das Geschenk dankend an. Hoffentlich kommt "Boxi" nicht zurück.
Übrigens ist der ausgeschilderte Jachthafen nie fertig gestellt worden. Stattdessen liegen im von einer mächtigen Betonmauer geschützten Hafen einige kleine Fischerboote und sehr große Kähne. Obwohl wir vermuteten, dass die Kähne ebenfalls für den Fischfang benutzt werden haben wir noch keinen einzigen Fisch gesehen.
Freitagmorgen, nach unserem Frühstück stand ein älterer Türke auf dem Picknickplatz und hielt Ausschau auf das Meer, er war freundlich und sprach Claudia auf Englisch an, wünschte einen guten Morgen und gab zu verstehen, dass er auf ein Fischerboot warten würde. Da wir noch Kaffee vom Frühstück übrig hatten, luden wir ihn auf eine Tasse Kaffee und Kekse ein, welchen wir im Freien auf einer der Picknickbänke zu uns nahmen. Der Türke, Nevsat, erzählte, dass er früher Schiffskoch war und aus Iskenderun stammt. Iskenderun liegt auf unserem weiteren Weg, so dass eine angeregte Deutsch-Türkisch-Englische Unterhaltung entstand. Als das Schiff, einer der großen Kähne um die Ecke der Betonkaimauer gefahren kam, winkte er uns wie wild, wir sollten unbedingt mitkommen zu seinem "Arkadas, Kaptan Ceyhan", der das satelliten- und sonargestützte Fischerboot sicher in den Hafen manövrierte. Wir liefen also im Schweinsgalopp zur Anlegestelle und ehe wir uns versahen, mussten wir auf den Kahn klettern und die Hände von mindestens 10 Mann der Besatzung schütteln. Wir wurden dem"Kaptan Ceyhan" vorgestellt. Dieser hieß uns herzlich Willkommen auf seinem Schiff und lies uns Kaffee und Tee vom Schiffskoch bringen. Wir waren total verduzt und schon standen wir auch schon auf der Brücke des Kahns, mussten Erinnerungsfotos schießen und durften über die sieben Monitore und elektronischen Geräte staunen, mit denen der erst 23 -jährige Kapitän sein Boot nachts über das Meer fuhr, immer auf der Jagd nach Fisch.
Nachdem die Schiffsladung Fisch auf einen Transporter verladen war, waren wir wieder an der Reihe. Unser neuer türkischer Bekannter, Nevsat, lies es sich nicht nehmen uns Fische zu schenken. Er entfernte die Schuppen und entnahm die Innereeien für uns, es war Fisch für mindestens drei bis vier Tage und wir sahen uns schon beim abendlichen Grillfeuer sitzen und frischen Fisch schlemmen.
Gesagt getan, nachmittags grillten wir mit unserem Wohnmobilen Nachbarn, Francesco und tranken seinen, nur als Glühwein geniessbaren türkischen Rotwein. Wir assen zwei Tage lang Fisch satt obwohl wir sogar noch welchen verschenkten.
Übrigens wollten wir uns mit einer Flasche Ouzo beim Kaptan und unserem Freund Nevsat bedanken, was darin endete, dass wir wiederum eine Flasche (genießbaren) Rosewein geschenkt bekamen.

Die Zeit hier ist einfach schön, wir werden wohl noch einige Tage hier bleiben und das Leben genießen. Unsere Interneteinträge werden nun weniger werden, da unsere Aufenthalte an einem Ort länger werden, wir haben noch so viel Zeit und es gibt jede Menge zu sehen.

Freitag 08.12. bis Dienstag 12.12.2006

Claudia hat jetzt ein Pferd

Freitag, 09.12. haben wir uns aufgemacht um Neues zu sehen, nach Anamur wollten wir fahren. Das Kap Anamur ist der südlichste Punkt des türkischen Festlandes. Anamur ist übrigens griechisch und bedeutet "windiger Ort", um in den windigen Ort zu kommen mussten wir jedoch erst die ca. 80 km über eine echte Abenteuerstrecke zurücklegen. Die Straße ist in einem schlechtem Zustand und führt immer an der Küste an den Ausläufern des Taurus Gebirges entlang. Hier gibt es keine Touristenhochburgen mehr, die Transferzeit vom Flughafen Antalya oder Adana wäre über diese Strecke einfach zu lang.
Für die 80 km haben wir etwa 2,5 std. benötigt. Belohnt wurden wir vom Anblick eines landwirtschaftlich geprägten Städtchens. Rund um Anamur stehen riesige Gewächshäuser mit Bananenplantagen, noch viel mehr als wir bisher in Gazipasa und Umgebung gesehen haben.
In Anamur konnten wir endlich mal wieder unsere Essensvorräte in größeren Geschäften auffüllen. Nach dem Einkaufen suchten wir nach einem Plätzchen für die Nacht, was sich nicht einfach gestaltete. Wir haben uns mal wieder an einen langen Sandstrand gestellt. Die Gegend war nicht sehr schön, überall waren hohe Appartmenthäuser für türkische Feriengäste. Am nächsten Morgen fuhren wir deshalb nach Bozyasi, etwa 15 km von Anamur entfernt.
Bozyasi ist ein verschlafenes Nest mit einer kleinen vorgelagerten unbewohnten Insel, die man über einige im Wasserliegende Felsen zu Fuß erklimmen kann.
Zypern ist von Bozyasi aus bei gutem Wetter weit hinten am Horizont zu erkennen. Das wir mit unserem Wohnmobil jemals so weit fahren würden, hätte ich mir nie träumen lassen.
Bemerkenswert an Bozyasi sind die beiden Raketen die am Strand stehen, sind die als Abwehr gegen die Griechen im Zypernkonflikt dort aufgestellt worden?
Unser Wohnmobil haben wir in einer Straße in einer kleinen Ferienanlage abgestellt und dort 3 Nächte übernachtet. Die Tage verbrachten wir, wie so oft, mit Wanderungen in der Umgegend und mit Schaufensterbummeln. In den unzähligen kleinen bis klitzekleinen Lädchen gibt es fast alles. Für uns sieht es oft so aus als sei alles einfach nur hineingeworfen, aber es hat scheinbar seine Ordnung. Die Tagestemperaturen sind immer noch herrlich und wir sind meist solange draußen, wie die Sonne scheint. Abends wird gelesen, gekocht und ferngesehen.
Nach den schönen Tagen in Bozyasi war am Dienstag mal wieder ein Ortswechsel fällig. Wir müssen uns dazu weiter an der Küste durch das "wilde Kilikien" kämpfen. Die Straße wird zusehens noch schlechter, kurvenreicher und gleicht einer Berg- und Talbahn. Den Tipp eines Deutsch-Türken, die Fahrt doch nachts zu absolvieren, weil man dann die Lichter der heranrauschenden LKWs gut sehen könnte, lehnten wir dankend ab. Die türkischen Fahrsitten kennen wir schon zur genüge, oft genug haben wir gesehen, was bei Dunkelheit auf den Straßen los ist, das ist zu Fuß schon gefährlich genug in die Gefahr begeben wir uns nicht freiwillig.
Ebenfalls nach etwa 80 km Fahrt hatten wir Büyükeceli erreicht. Nach einem Mittagessen am Strandparkplatz entschieden wir, dort zu bleiben. Wir machten unseren Hundespaziergang, auf dem wir frischgeerntete Gurken geschenkt bekamen und gingen zum Wohnmobil zurück. Der Platz auf dem wir standen war wohl der Gemeinde, ein Mitarbeiter der uns auf Türkenglisch ansprach wollte irgendetwas von uns, was uns dazu veranlasste umzuparken. In dieser kleinen Bucht in der lediglich einige Ferienappartments und Doppelhäuser standen war das kein Problem, wir stellten uns in eine zum Verkauf stehende Bungalowanlage mit Blick aufs Meer. Wir unternahmen noch unseren nachmittäglichen Rundgang, bei dem wir die leerstehenden Gebäude näher unter die Lupe nahmen. Auf unserem Weg zurück zum Wohnmobil wartete auf halbem Weg ein türkischer Anwohner mit Kleinigkeiten zu Essen auf uns. Er hat uns scheinbar mit seinem Teller und der Tüte in der Hand schon eine Weile zu Fuß verfolgt und bat uns nun als seine Gäste doch auf seinem Grundstück zu übernachten. Mit Händen und Füßen machten wir ihm jedoch klar, dass unser jetziger Standplatz für uns angemessen und gut sei. Etwas geknickt aber mit dem Hinweis, dass wir im Fall der Fälle gerne auf sein Angebot zurückkommen würden ging er nach Hause. Die Türken sind wirklich ein überaus gastfreundliches Land und wir haben uns sehr über das Angebot gefreut, aber der nächste Tag war schon als Fahrtag angesetzt und wir wollten die Satschüssel nicht wieder neu ausrichten, da dies momentan mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Der LNB-Arm ist uns nämlich abgebrochen und Stefan muss zum Einstellen immer auf´s Dach klettern und auf meine Zurufe horchen.

Mittwoch 13.12. bis Montag 18.12.2006

Narlikuyu

Gleich morgens haben wir uns aufgemacht nach Tasucu, einer Partnergemeinde von Bergkamen. Von hier aus fährt die Fähre nach Nord Zypern. In einem der Fährbüros erkundigten wir uns über die Preise für eine Überfahrt. Man weiss ja nie.
Tasucu ist eine gepflegte Kleinstadt, mit einer angrenzenden Halbinsel welche zum Naturschutzgebiet ausgeschrieben wurde. Unseren Stellplatz für die nächsten Tage haben wir in der "Stadt Bergkamen Cadessi" gefunden. Das Wetter war prima, leider hatten wir erst leichten dann immer stärker werdenden Wind vom Landinnern. Da wir ohnehin endlich mal wieder in größere Geschäfte zum Einkaufen wollten, beschlossen wir am Freitag über Silifke nach Narlikuyu zu fahren. Silifke zählt etwa 80.000 Einwohner und wir vermuteten dort einige gute Einkaufmöglichkeiten. Unsere Dosenbiervorräte aus Griechenland gehen langsam zur neige, Wein und Kaffe sowie Kaffeefilter könnten wir auch gebrauchen, andere Sachen kann man meist sehr gut und günstig auf den Märkten kaufen.
In Silifke gab es zwar einen Bim (Aldi/Lidl) und einen Migros, aber beide waren nicht sonderlich gut ausgestattet. Migros ist ohnehin ein sehr teures Pflaster, besser sind Tansas und Kippa, leider gab es weder den einen noch den anderen in Silifke. Also haben wir eine Auswahl an türkischen Biersorten mitgenommen, Wein haben wir bei den sündhaften Preisen vorerst ganz gelassen. Schade das Bim keine Alkohollizenz besitzt, bei deren Preisgefüge wäre sicher ein günstiger Wein im Regal. Wir hätten gerne MAl einen Glühwein gemacht.
Nach dem Einkauf ging es dann ab nach Narlikuyu, einem kleinen Ort 20 km östlich von Silifke.
Auf dem örtlichen Picknikgelände fanden wir schnell ein Plätzchen für unser Wohnmobil . Das Picknikgelände zieht sich über eine ganze felsige Bucht. Es ist einfach traumhaft, kein Wind und Sonne satt für uns und unsere Solaranlage. Der Ort selbst hat nicht viel zu bieten, er befindet sich in der Nachbarbucht und ist in wenigen Gehminuten schnell erreicht. Wir haben 5 Fischrestaurants gezählt, einen klitzekleinen Laden in dem es wenigstens Brot zu kaufen gibt sonst nichts was wir brauchen.
Am Sonntag sind wir 3 km den Berg ins Landesinnere hochgestiefelt. Dort oben erwartete uns "Cennet ve Cehennem" auf deutsch "Himmel und Hölle", nachdem wir jeder 2 YTL bezahlt haben, durften wir etwa 470 Stufen in den Himmel nach "unten" steigen in eine Höhle mit einer riesigen Kuppel. Nachdem wir schnaufend (Claudia) alle Stufen wieder hochgestiegen bzw. geklettert (Claudia) sind konnten wir ein paar Meter weiter in die Hölle hinabblicken, etwa 120 meter tief, leider habe ich den Fotoapparat vergessen. Es war schon beeindruckend, wie lange die Spucke brauchte bis sie unten angekommen war, fast war sie vorher verdunstet.
Sonntags ist das Picknikgelände gut besucht und wir hatten wieder einige Gespräche mit neugierigen Türken. Dieses Mal waren auch Menschen dabei die Englisch sprachen, so dass auch nette Unterhaltungen dabei herauskamen. Kochen brauchten wir an diesem Tag nicht, mit den verschiedensten Nahrungsmitteln sind wir ohne Unterlass von allen Seiten versorgt worden.
Montags haben wir beschlossen am nächsten Tag nach Kizkalesi auf den Campingplatz zu fahren. Seit Side wissen wir, dass sich dort einige Überwinterer aufhalten. Mal wieder mit anderen Campern zu sprechen ist bestimmt ganz abwechslungsreich, außerdem soll der Campingplatz eine Waschmaschine und Trockner bereithalten.

Dienstag 19.12. bis Sonntag 24.12.2006

Kizkalesi, Mädchenburg

Der Campingplatz in Kizkalesi war nicht weit von unserem Stellplätzchen in Narlikuyu entfernt. Im Ort haben wir noch schnell Wasser und Fleisch eingekauft, die großen Wasserflaschen sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad einfach zu schwer zu transportieren. Der Campingplatz lag direkt an der Straße in Richtung Mersin und war nicht ganz so ruhig wie unsere bisherigen Schlafplätze. Auf dem Campingplatz entdeckten wir als erstes das Wohnmobil des Wilhelmshafener Ehepaars, dass uns den Campingplatz Tipp in Side gegeben hat. Das zweite Wohnmobil hatte Gießener Kennzeichen, wir staunten nicht schlecht und kamen auch schnell mit dem Besitzer ins Gespräch. Er war in Rente, und kam aus Watzenborn, zusammen mit seiner Frau reist er schon seit 17 Jahren in die Türkei und seit 15 Jahren auf diesen Campingplatz. Außer den beiden Wohnmobilen standen noch drei weitere deutsche Fahrzeuge auf diesemPlatz, neben eines haben wir uns gestellt. Der Besitzer heißt Dieter und ist ein sympatischer Wiesbadener, der in Bingen lebt. Dieter hat einen "Saharafreunde Aufkleber" am Wohnmobil, was bei mir (Stefan) großes Interesse weckte. Die Leute die solche Aufkleber am Fahrzeug haben sind meist schon in Afrika unterwegs gewesen und können viel darüber berichten. Dieter hatte auch viel zu erzählen, über seine Tour im Landrover nach Marokko zum Beispiel und über die Treffen beim "Hanomag Willi" in Wetzlar auf denen Claudia und ich auch schon staunend um die Expeditionsmobile geschlichen sind.
Da "Zigeuner-Dieter" ebenfalls einen Hund hat, sind wir manchmal miteinander spazieren gegangen.
Ein Spaziergang führte uns über einen steinigen Weg zu einem alten Wachturm. Neben dem Wachturm war ein Brunnen, aus dem die Hirten Wasser für ihr Vieh , mit einem am Seil hängenden Eimer beförderten.
Auf einem anderen Spaziergang der, uns am Strand entlang führte wurden wir mal wieder an unsere heimische Gegend erinnert, da kann man tausende von Kilometern fahren und trotzdem ist man immer noch in Langgöns (Adam, Siggi hatte doch nicht gelogen!)
Die Zeit in Kizkalesi verging schnell, der Campingplatz war am Wochenende gleichzeitig Piknikgelände. In der Umgebung scheinen nur sehr moderne und reiche Türken zu wohnen. Die Frauen lagen im Bikini auf den Liegestühlen, von Kopftüchern keine spur. Die Autos waren allesamt recht neu, ein junger Türke mit Frau kam im Silbernen Mercedes SLK angedüst und stellte sein gutes stück gerne zur Schau.
Weihnachten haben wir mit Grillen und einem Lagerfeuer neben unserem Wohnmobil verbracht. Tagsüber waren wir auf dem Markt und haben frisches Obst und Gemüse eingekauft. Von Weihnachten war hier keine Spur, bis auf wenige Ausnahmen wie z.b. im englischsprachigen Radioprogramm. Dort wurde ab und an Weihnachtsmusik gespielt.
Für den ersten Weihnachtsfeiertag hatten wir uns vorgenommen den Campingplatz zu verlassen und wieder unter das normale Volk zu kommen. Wir hatten mittlerweile fast alles gewaschen und wollten auch nicht mehr für jeden Tag bezahlen. Der Campingplatz war uns außerdem ein wenig zu laut und die Deutschen haben sich nicht alle gut miteinander verstanden, unser Nachbar Dieter wusste ein Klagelied darüber zu berichten.



Montag 25.12. bis Samstag 30.12.2006

Sabanci Moschee Adana

Nach einer kurzen Verabschiedung von den Campingplatznachbarn und dem Bezahlen machten wir uns Richtung Mersin auf. In Mersin wollten wir zur Touristen Polizei um dort unser Visum um drei weitere Monate zu verlängern bzw. um uns dort nach den Formalitäten für die Visaverlängerung zu erkundigen. Eigentlich hatten wir erwartet, dass der zuständige Beamte wenigstens englisch sprechen kann um uns über die Vorgehensweise aufzuklären, mit dieser Vermutung lagen wir aber falsch. Der gute Mensch sprach leider nur türkisch und er empfand es auch als eine Ungeheuerlichkeit, dass wir ihn fragten, ob er denn englisch spricht. Wir hatten aber zweifach Glück, zum ersten befand sich im Flur der Touristenpolizei ein Aushang auf dem auch auf Deutsch stand was man alles so braucht um eine Visaverlängerung zu bekommen (unter anderem 6! Passfotos). Zum zweiten sprach ein weiterer Kunde türkisch und englisch und konnte somit dolmetschen. Wir müssen jeweils etwa 100,- Euro für unsere Visaverlängerung zahlen um drei weitere Monate in der Türkei bleiben zu können. Außerdem sollen wir erst kurz vor Ablauf unserer jetzigen Aufenthaltserlaubnis vorbeikommen, die Verlängerung würde dann sofort gemacht.
Mit diesen Informationen machten wir uns auf den Weg nach Adana. Dort soll es einen Real, Praktiker und eine Metro geben und ein Großeinkauf am 1. Weihnachtsfeiertag wäre mal eine schöne Sache.
Die riesige Realwerbetafel konnten wir schon von der Autobahnabfahrt sehen, ein Parkplatz war schnell gefunden und ab ging es in die Shopping-Mall. Für den Lebensmitteleinkauf gingen locker 2,5 Stunden drauf und mit den Hunden waren wir auch noch nicht draußen. In etwa 1,5 Stunden würde die Sonne untergehen und wir hätten keinen Stellplatz zum übernachten. Wir blieben über Nacht in Adana und stöberten während es draußen schon dunkel war in dem Einkaufszentrum in allen Geschäften herum unter anderem in Stefan`s Lieblingsgeschäft dem Praktiker.
In Adana haben wir bei einem leer stehenden ehemaligen Burger King gut geschlafen und sind nach dem Frühstück 500m weiter noch zur Metro gefahren. Dort haben wir uns mit allem eingedeckt, was man in kleineren Orten in den kleinen Geschäftchen nicht bekommt, besonders Hundefutter (Der 15 kg Sack kostete nur 30 Lira.) und Mineralwasser. U.a. erstand ich eine wasserdichte herrlich warme Daunenjacke, man meint ich hätte schon geahnt, dass es in den nächsten Tagen so kalt und stürmisch wird.
Nach dem Einkauf fuhren wir weiter Richtung der größten Moschee der Balkanen, sie steht direkt am Fluss Ceyhan. Wir fanden mitten in dem ganzen Trubel sogar einen Parkplatz als gerade ein Auto wegfuhr, in der Gegend von lauter Ärzten und Krankenhäusern. Der Trubel und das Durcheinandergewusel von Autos, Menschen und Karren war unbeschreiblich, wir blieben nach dem Aussteigen erstmal minutenlang stehen um alles auf uns einwirken zu lassen und uns zu aklimatisieren. Dann liefen wir los, vorbei an fahrbaren Essens-, Tee- und Obsständen. Dann, ach du liebe Zeit, was ist das denn für ein Schreibbüro am Straßenrand : Vor einer städtischen Behörde saßen mehrere männliche Schreiberlinge mit Tisch, Stuhl und ihren Schreibmaschinen; einige tippten mit Zwei-Finger-such-System, andere warteten auf einen Auftrag. Die Kundschaft saß übrigens auf dem Bordstein. Die Pseudosekretäre freuten sich riesig, dass wir sie fotografierten. Wir gingen weiter, vorbei an fliegenden Händlern bis in ein Bazarviertel, in dem Stoff verkauft wird , alle Arten von Stoffen geordnet auf Ballen oder in Plastiksäcken oder gebündelt, sehr interessant. Leider wissen wir nicht wohin damit. Unser Weg führte weiter zur Moschee "Sabanci Merkez Camil", Stefan schüttelt noch mit seinem aus Side altbewährtem Spruch: "hayir, teschekkür ederim" (nein, vielen herzlichen Dank) einen Führer ab und dann bestaunten wir die riesige Moschee. Eigentlich wollte ich nur Mal kurz hineinschauen, aber schwupps hatte ich dank eines Türken am Eingang schon meine Schuhe in einer Plastiktüte und ein Kopftuch auf dem Kopf, na dann mussten wir ja rein. Die Moschee hat 6 Minarette, besitzt mit 56m die höchste Kuppel des Landes und fasst 25.000 Menschen. Beeindruckend.
Nachdem wir alles bestaunt hatten machten wir uns nun auf dem kürzesten Weg zurück zu unserem Wohnmobil. Unterwegs begegneten uns viele sehr Kranke, die beidseitig von Verwandten oder Bekannten gestützt werden mussten und leichenblass waren. Teilweise trugen sie Tüten mit Röntgenbildern mit sich. Hier trafen wir Menschen der unterschiedlichsten Schichten, komplett verhüllte Frauen genauso wie welche mit kurzen Röcken und Stöckelschuhen. Zu guterletzt fuhr noch ein Leichenwagen, wohl gemerkt mit Martinshorn vorbei: grün und auf der offenen Pritsche zwei grüne Stahlsärge.
Am Wohnmobil wieder angelangt musste beim Ausparken ein Polizist eingreifen und mal kurz den Verkehr stoppen, weil wir sonst nicht rückwärts aus der Parklücke wieder herausgekommen wären, so ein Verkehr herrschte und jeder, ob mit Fahrrad, Moped oder Bus musste unbedingt noch schnell an unserem Womo vorbeihuschen, und das obwohl ich schon draußen stand zum rauswinken. Beim Autofahren sind die Türken stur, jeder will der erste sein.
Von Adana aus fuhren wir direkt gen Süden, ca. 50 km bis ans Meer bis nach Karatasch. Karatasch ist ein türkischer Badeort. Wir suchten nach einem schönen Piknikplatz, fanden aber nur einen Platz direkt am Strand an der Straße, bzw. bei Restaurants, deren Besitzer uns sehnlichst herbeiwikten, essensmäßig hatten wir aber schon vorgesorgt. Da es dort unten an der Spitze auch sehr windig war entschieden wir uns weiter in die Bucht von Iskenderun hineinzufahren und zwar nach Yumurtalik, laut unserem Reiseführer das sympathischste Örtchen der Cukurova. Dorthin führte eine klitzekleine enge Straße, mir blieb immer fast der Atem stehen, wenn ein Fahrzeug entgegenkam. Wir fuhren durch viele kleine und sehr arme Örtchen, aber eine Moschee gab es immer. Die Cukurova ist das größte Baumwollanbaugebiet der Türkei. Es leben viele Bauern und besonders Feldarbeiter in dieser Gegend, die aus Ostanatolien stammen und umgesiedelt waren, weil sie glaubten dort ginge es ihnen besser. allerdings arbeiten sie für die Großgrundbesitzer für einen Hungerlohn. Die Diskrepanz zwischen armen und reichen Menschen ist riesig und hier in der Türkei immer wieder festzustellen.
In Yumurtalik angekommen fuhren wir durch den Ort neben den öffentlichen Piknikplatz. Dort übernachteten wir hinter einem Haus geschützt im Windschatten, denn es kam richtig eisigkalter heftiger Wind auf. Ein Türke, der deutsch konnte erzählte Stefan dies sei jetzt 3 bis 4 Tage so und auch kalt und dann wieder vorbei. Wir hofften das Beste. Auch der Camperkollege aus Kiskalesi, Dieter kam plötzlich um die Ecke und gesellte sich zu uns. Yumurtalik ist wirklich ein schönes Städtchen, auch mit Land- und Seeburg und einem kleinen Fischerhafen. Am Fischerhafen waren wieder Mal zwei Pelikane und eine mit Trockenfischen geschmückte Kneipe. Auf unserem Spaziergang entdeckten wir, dass man im Hof der Landburgruine, wenn es nicht gar so stürmisch ist wunderbar mit dem Wohnmobil stehen kann. Wegen des stürmischen Wetters fuhren wir aber am nächsten Tag weiter Richtung Antakya, im Schlepptau Ziegeunerdieter. Zunächst wollten wir uns eine auf dem Weg liegende Krawanserei anschauen, leider war alles verschlossen und wir mussten nur wieder die Frage beantworten, wo wir denn herkommen. Wir landeten am Ende in der Bucht von Iskenderun um Strand des Ortes Dörtyol und stellten uns mit beiden Wohnmobilen in den Windschatten eines zerstörten Hauses. Es war total stürmisch und laut Dieter "eisehundekalt". Was war ich froh, dass ich die neue Jacke hatte, sie ist wirklich winddicht. Wir aßen eine Kleinigkeit und kämpften uns auf dem relativ kurz ausgefallenen Hundespaziergang regelrecht durch den Wind. Auf dem Platz wurden wir gleich von einem Türken herzlich willkommen geheißen, das stehen dort sei tamam (okay); ein Polizist sagte uns noch wir sollten aber auf unsere Fahrräder aufpassen. Na ja, bis die jemand bei Stefan`s obersicheren Montage von unserer Kiste abmontiert hat dauert schon eine Weile und das Fahrerhaus ist immer mit einer Kette abgesichert. Als wir spät abends gerade im Bett lagen klopfte es draußen, drei Männer stehen vor der Tür: zwei Polizisten und einer, der englisch sprechen kann. Sie sagen, dass wir aufpassen sollen und nicht die Tür öffnen sollen, außerdem erkundigten sie sich wieviele Personen wir sind und wielange wir bleiben möchten. Sie waren sehr beruhigt, dass wir Hunde haben. Alles tamam (okay). Wir schliefen prima und ruhig. Komisch wir fühlten uns bisher in der Türkei immer total sicher und haben von anderen Reisenden noch nie etwas negatives gehört, die Polizei aber traut ihren eigenen Landsleuten nicht.
Am Donnerstag gingen wir zu Fuß bis in die Stadt Dörtyol. Es war wieder Mal viel weiter als gedacht und unser Begleiter Dieter war nur am Jammern. Irgendwann erreichten wir dann doch die Innenstadt bzw. das Bazarviertel. Immer wieder wurden wir angesprochen, herzlich willkommen geheißen, gefragt, wo wir denn her seien und zu Tee oder Kaffee eingeladen. Wir tranken schließlich in einem Kafenion einen Tee, dort waren außer mir nur Männer, Geklotze wie blöd, aber wir wurden sehr freundlich bedient. Nach der kurzen Pause, in der sich Dieter wieder beruhigt und von dem doch so weiten Weg erholt hatte, schlenderten wir weiter durch das Bazarviertel. Stefan ergatterte eine sehr praktische Steckdose zum Einschrauben in ein Lampengewinde, wonach er schon die ganze Zeit Ausschau gehalten hat. Wir fragten, wie teuer, und kauften dann bis auf eine gleich alle auf, der Geschäftsinhaber war völlig aus dem Häuschen. Weiter ging`s zu einem Folienladen: Schwupps saßen wir alle drei auf einem uralten Ledersofa und es wurde palavert und verhandelt, was Aufkleber für die Wohnmobile "Germany" (dass man nicht für Amerikaner gehalten und nicht mit Steinen beworfen wird) kosten sollen. Fluggs wurden für jedes Wohnmobil zwei Aufkleber hergestellt. Währenddessen wurden von allen Seiten mit allen Personen in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen Fotos gemacht. Die Tochter des Ladeninhabers telefonierte mehrmals und wir bekamen mit, dass sie immer erzählt hat, dass Aleman (Deutsche) im Laden sind. An der Wand hing ein Löwenaufkleber, der mir (Claudia) besonders gut gefiel und so fragte ich, was er kostet. Als ich anfing zu überlegen, ob das zu teuer ist oder ob ich ihn nehmen soll bekam ich ihn geschenkt. Wir mussten uns also alle wieder hinsetzen und ich bekam ihn hergestellt, noch viel größer als der, der an der Wand hing.
Mit Sack und Pack ging dann der Marsch zurück zu unserem Stellplatz. Dieter redet noch heute von dem (gefühlte) 20km Marsch. Dieter bestand darauf, dass dies auf jeden Fall mit notiert werden muss.