Januar 2007

Sonntag 31.12.06 bis Donnerstag 04.01.07

Der Januar fängt eigentlich noch mit dem letzten Tag des Jahres 2006 an.
In der Türkei fiel das Opferfest mit unserem Sylvester zusammen. Die Türken feiern dieses Opferfest vier Tage lang, dieses Mal begann es am 31.12.2006. Überall an den Straßen konnten wir in den letzten Tagen sehen, wie geschäftig Schafe zum Verkauf angeboten wurden, die nun am Sylvestermorgen rings um uns herum mit einem Schnitt durch die Kehle und anschließendem Ausbluten geschlachtet wurden. Unsere Augen wurden groß und größer als wir sahen, daß wirklich jede Familie ihren Hammel auf diese Weise tötete. Der islamische Brauch an diesem Fest sieht es vor, Arme und Fremde am Opferfest teilhaben zu lassen.
Eine Familie wollte uns auch wirklich zum Festschmaus einladen, die Hauptgerichte waren aber leider noch nicht ganz fertig oder besser gesagt, zwei von vier Schafen waren schon geschlachtet und wie am Fließband zerlegt worden. Das dritte Schaf hauchte gerade seinen letzten Atem durch die durchtrennte Kehle während sich das vierte Schaf beim Anblick des ausblutenden Artgenossen im Todeskampf an der Leine windete und zwecklos versuchte seinem Schicksal zu entkommen. Camperkollege Dieter nahm beim Anblick dieser Form von Schlachtkunst förmlich reißaus, eine Staubwolke zeigte uns die Richtung in die er flüchtete. Ich, Stefan, brauchte ebenfalls nicht lange um mir im Klaren darüber zu sein, dass ich gerade keinen Appetit mehr auf Schaf habe. Claudia brauchte einen Tick länger, um der deutschsprechenden Tochter eine gute Ausrede für unser Fernbleiben zum Mittagessen zu formulieren.
Gegen Abend lag ein Geruch von totem Schaf in der Luft, der vom Abkochen oder Grillen oder was auch immer herrührte.

Unser Sylvesterabend war recht geruhsam, leider konnten wir kein "Dinner for one" schauen, auch ein Feuerwerk blieb uns verwehrt. Wir entzündeten einfach gegen halb zwölf ein Lagerfeuer und ließen uns um null Uhr ein Gläschen Sekt schmecken, blieben bis ein Uhr am Lagerfeuer sitzen und wiederholten das Anstoßen, als das neue Jahr in Deutschland begann.

Am Montag morgen kämpften Claudia und ich noch ein wenig mit Kopfschmerzen, Efes-Pils, Wein zum Abendessen und Sekt um Mitternacht fochten einen kleinen Kampf in unseren Köpfen aus. Eigentlich ein guter Grund noch einen Tag in Dörtyol stehen zu bleiben, aber unser Nachbar Dieter wollte unbedingt weiter in ein "Städtchen", um die im Reiseführer angepriesenen "Hammelgeschenke", von denen ich, Stefan, des öfteren sprach entgegenzunehmen. Außerdem war nun nach tagelangem "Hello, what´s your Name, where do you come from?" Frage und Antwortspiel ein Stellplatzwechsel angesagt.
Wir machten uns auf nach Iskenderun und nahmen im Vorbeifahren noch die "Sokullu Mehmet Pasa Kervansarayi" in Yakacik mit. Die Karavanserei war leider geschlossen, laut Reiseführer würde auch mehr Geld zur Erhaltung der angrenzenden Moschee ausgegeben, was auch anhand von einem aufgestelltem Baugerüst gut nachzuvollziehen war. Am nahen Hafen von Yakacik (früherer Name der Stadt war Payas) ist eine große Picknickanlage, die sehr gut als Wohnmobilstellplatz dienen kann.

In Iskenderun angekommen, stellten wir uns einfach auf einen größeren Dolmusparkplatz. Von dort aus konnten wir schnell an einigen Geschäften an die Uferpromenade gelangen. Hier flanierten die armen und reichen Türken an der schön angelegten parkähnlichen Anlage. Wir wurden von Kindern angebettelt, die scheinbar nicht wussten, dass wir mit dem Opferfest nichts anfangen können und daher auch nicht die Hosentasche voller Geldmünzen hatten. Die Situation mit herumlungernden Jugendlichen wurde uns ein wenig zu brenzlig, so dass wir uns kurzerhand noch dazu entschieden weiterzufahren. Iskenderun war ohnehin nicht schön und der Abschied fiel daher leicht.
Nach einigen Kilometern an der Küstenstraße entlang, gelangten wir in ein kleines Kaff mit Picknickplatz. Wir waren kaum angehalten, schon stand eine Traube von Männern vor unseren Wohnmobilen. Jeder pries sein Lokal als das beste an und bat uns mitzukommen um dort einzukehren. Wir kämpften uns an den Herren vorbei und entschieden uns dann doch das Weite zu suchen, da wir nur schwer in jedes Lokal vor Ort gehen konnten.
Bevor es dunkel wurde haben wir dann einen Übernachtungsplatz in Arzus gefunden, etwas außerhalb des Ortes am Fluss.

Wir wollten ohnehin in Richtung Syrien, unser Stellplatz war nicht besonders schön, also ging es am Dienstag weiter. Auf Dieters Türkeikarte, mit einer sehr großen Auflösung war eine Straße nach Samandag direkt am Meer eingezeichnet. Auf unserer Karte sah diese Strasse wie ein Feldweg aus, unser Reiseführer gibt die Auskunft, nur mit "Robustem Fahrzeug" zu befahren! Unser Clou ist durchaus robust deshalb entschlossen wir uns die etwa 50 km unter die Räder zu nehmen. Mit meinem heutigen Wissen würde ich diese Straße jedoch nie mehr (außer mit unserem Wohnmobilen Traum) fahren! Für diesen Katzensprung benötigten wir ca. 3 Stunden! Ein Umkehren wäre niemals möglich gewesen, zu steil und mit losem Schotter wand sich der Eselskarrenweg in einem Bergdorf in den Abgrund. Unterwegs gab es viele ungläubige Gesichter als wir auftauchten, kein Wegweiser und nichts außer dem Weg selbst woran man sich orientieren konnte wies uns nach Samandag. Wir waren heilfroh nach dieser Fahrt in Cevlik auf Asphalt anzukommen. Cevlik liegt nur wenige Kilometer von Samandag entfernt und ist ein beliebtes Urlaubsziel von Touristen aus arabischen Ländern, da die Türkei im Gegensatz zu anderen islamischen Ländern eher lax im Umgang mit Alkohol ist. Angeblich hauen die Syrer etc. sich hier gerne mal einen hinter die Binde, was derzeit aber nicht der Fall war. Da wir nicht gleich einen geeigneten Stellplatz fanden, fuhren wir weiter nach Samandag-Deniz und weiter nach Samandag (Stadt). Unser Reiseführer hatte mit Samandag mal wieder recht, es ist ein "schäbiges Kaff". Dort gibt es nichts Schönes und wir fuhren fluchtartig zurück nach Cevlik .
In Cevlik gab es den Titus Tunnel zu besichtigen und einen Hafen für Fischerboote.
Wir gingen noch am gleichen Nachmittag bis zum Hafen mit den Hunden spazieren und fanden dort unser Fischerboot aus Gazipasa wieder. Cevlik ist der Heimathafen von Kaptan Ceyhans Boot, was für eine Freude. Leider war weder der Kaptan noch irgendjemand der Besatzung anwesend, die Jungs waren wohl auf Heimaturlaub wegen des Opferfestes.
Den "Titustünel" besichtigten wir am nächsten Tag. Unsere Wohnmobile hatten wir gegenüber der Jandarma abgestellt, dort hatten wir Ruhe und gute Bewachung. Bis am Mittwoch abend ein sehr starker Wind aufkam blieben wir dort direkt am Meer stehen. Der Wind wurde so stark und stürmisch, dass wir abends in den Ort flüchteten, um etwas windgeschützter zu sein. Es blieb bei dem Versuch, der Wind brauste auf, und unser Clou schaukelte wie eine Nussschale auf hoher See. Auch der Donnerstag blieb windig, wir entschieden uns ins Landesinere nach Antakya zu fahren um dem Sturm zu entkommen. Dieter, der uns immer noch begleitet wollte gerne Mal ins Städtchen.

In Antakya fanden wir, mit unserer geübten Spürnase, einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe zur Touristeninfo im Gelände des"Atatürk Stadion". Das Basarviertel war ebenfalls nur wenige Gehminuten davon entfernt, wohin wir uns auch bald aufmachten.
Der Antakyaer Basar hat schon den Flair von 1001 Nacht. Die Menschen im Hatay sprechen zu 80% neben türkisch auch arabisch, die Sprache ihrer Großväter. Das Hatay wurde erst 1939 von den Franzosen nach einer Volksabstimmung an die Türkei übergeben. Davor war das oder die Region Hatay Teil von Syrien. Im Basarviertel herrschte ein munteres Treiben und das Sprachengewirr aus arabisch und türkisch war neu für unsere Ohren, auch das Aussehen der Menschen mit Palästinenserschals, welche sie sich zum Schutz gegen die Kälte um Hals und Kopf gelegt haben, war eindrucksvoll und orientalisch anmutend.
Nach einer Shoppingrunde erkundeten wir die Altstadt und kaum standen wir orientierungslos wirkend mit einer kleinen Straßenkarte in der Hand vor einem Gebäude, wurden wir schon angesprochen und bis zum genannten Ziel (die kleine katholische Kirche mit blumenreichem Pfarrhof mitten im Gassengewirr) geführt. Die Gastfreundschaft mit der man in diesem Land empfangen wird ist wirklich enorm.
Da es schon dunkel war, gingen wir zurück zu unserem Wohnmobil, die Hunde wollten schließlich auch noch einmal Gassi gehen und wir hatten noch nicht zu Abend gegessen. Unterwegs zog uns der Duft von frisch gegrillten Hähnchen in die Nase, so dass wir unser Abendessen umdisponierten und die leckeren Hähne mit nach Hause nahmen.

Freitag 05.01. bis Dienstag 09.01.2007

Dieser Morgen begann mit einem kleinen Lied, das ich Claudia sang. Sie hatte schließlich Geburtstag. Draußen war es bitterkalt und es regnete in Strömen, das erste mal Regen seit Ende November. Auf unserem Plan stand die Besichtigung des Mosaiken Museums von Antakya, einem der bedeutensten der Welt und bis vor kurzem "das bedeutenste Mosaiken Museum der Welt". Dieter wollte sich nicht mit anschließn so dass wir allein durch den Regen liefen. Das Museum war beeindruckend und leider saukalt, von Beheizung keine Spur. Nach dem Rundgang liefen wir über den Basar zurück zum Wohnmobil. Auf unseren mittäglichen Hundespaziergang sahen wir wieder Schafsverkäufer an der Straße, Kunden die die lebenden Schafe z.B. im Kofferraum ihrer Kombis abtransportierten und einige Händler die Schafsfelle, die noch blutverschmiert vom Opferfest herumlagen, feil boten. Der verwesende Geruch, der von diesen ungereinigten Fellen ausging ließ unsere Schritte schneller werden und unseren Entschluß, die Stadt bald wieder zu verlassen in uns festigen.
Nachmittags besorgte ich eine Geburtstagstorte vom Konditor , die wir schön bei einer Tasse Kaffee im warmen Wohnmobil zu uns nahmen. Zum Nachtisch gab es "Champagner mit frischen Erdbeeren".
Da Dieter, obwohl er eigentlich noch viereinhalb Wochen Zeit hat am Montag unbedingt hier in Antakya seine Visaverlängerung holen wollte, blieben wir weiter in Antakya, um ihm bei dem Behördengang behilflich zu sein.
Am Samstag besichtigten wir die Petrus-Grotte, welches die erste christliche Gemeinde sein soll. Sie ist komplett in den Fels geschlagen. Ein Tunnel neben dem Altar diente als Fluchtweg. Nachmittags gingen wir Richtung Innenstadt, um schon mal zu schauen, wo sich die Touristenpolizei zur Visaverlängerung befindet. Sie warim Stadtplan eingezeichnet in der Nähe des Atatürkplatzes. Als wir dort ankamen schickte man uns nach einem kurzen Telefonat in eine andere Straße. Wir wollten gerade loslaufen, als uns ein türkischer Deutschlehrer auf Deutsch anspricht: "Darf ich Sie dort hinführen". wir willigten ein, er ging voran, wir im Gänsemarsch hinterher. Am vermeintlichem Ziel angelangt, stellte sich heraus, dass dies auch die falsche Stelle ist und das wir zum Ausländer Passamt müssen, welches aber erst am Montag wieder öffnet. (Das wussten wir ja, aber dass wir dann Samstags schon danach Ausschau halten, das versteht natürlich kein Türke.) Der Deutschlehrer lud uns dann ein mit ihm in das Lehrerwohnheim zu einem Tee zu kommen und wir gingen interessiert mit. In einem Riesenraum, indem nur Männer Tee tranken und spielten (meist Karten) tranken wir unseren Tee und unterhielten uns sehr nett. Auf meine Frage, ob normal keine Frauen (denn es gibt viele Lehrerinnen) dorthin dürfen, sagte uns der Deutschlehrer, doch, aber die Frauen gehen lieber spazieren und sie spielen nicht gern Karten. Nun ja, die Frauen hocken eher zu Hause in ihren Grüppchen. Mittlerweile war es schon wieder dunkel geworden, wir verabschiedeten uns, wir brauchen nur anzurufen wenn wir Probleme haben, er hilft uns. Sehr nett. Wir wussten ja jetzt genau, wo wir am Montag hinmüssen und so gingen wir zurück zu unseren Vierbeinern.
Am Sonntag machten wir einen Spaziergang durch den wunderschön angelegten Park von Antakya. Alles in allem ist aber ein Aufenthalt so direkt in der Stadt vor allem für Hundespaziergänge nicht sonderlich gut geeignet. Es gibt nicht viel Grünes und man muss mit den Hunden straff an der Leine erst ewig immer an den viel befahrenen Straßen entlang laufen. Außerdem nervten hier am Wochenende die Kinder, die keine Schule haben und überall herumlungern, immer wieder klopfen und hello sagen.

Montag morgen packten neben Dieter auch wir unsere Pässe und einige bereits vorhandene Passbilder ein und machten uns auf zum Ausländerpassamt, wo es ist wussten wir ja bereits.
Dort angekommen schickte man uns in die 2. Etage in die für uns zuständigen Stelle. Die beiden Beamten sprachen keine Fremdsprache und kurzerhand wurde ein englischsprechender Kollege gerufen. Wir teilten unsere Wünsche mit, Dieter wollte eine Dreijahresverlängerung, für Claudia und mich reichten die drei Monate weiteren Aufenthalt vollkommen aus, unser Wohnmobil muss ohnehin Mitte Mai die Türkei verlassen haben. Die Polizisten wollten von uns wissen, wo wir denn in den nächsten Monaten wohnen, der Caravan würde keine Adresse sein, auch ein Hotel oder ein Campingplatz würde nicht ausreichen. Wir schauten uns fragend an, auch der hinzugezogene Chef der Ausländerabteilung fand keinen besseren Rat als den, eine feste Adresse zu präsentieren, dann würden wir unsere Verlängerung problemlos bekommen.

Wieder an der frischen Luft und mit einem Problemchen mehr gingen wir fragend und suchend die kühle Straße hinunter Richtung Atatürkplatz. Unterwegs trafen wir einen in Deutschland lebenden Türken, der seinen Urlaub in seiner Heimatstadt verbrachte. Ich kannte ihn schon vom Vortag und sprach ihn einfach auf unser Wohnsitzproblem an, und da ein Türke auch wenn er schon Jahre in Deutschland lebt nun mal ein Türke ist, wollte er uns auch helfen. Wir gingen in seinem Windschatten an irgendein Geschäft im Basar, er telefonierte und sprach auf türkisch mit seinen Verwandten mit dem Ergebniss, dass er uns nicht helfen konnte. Er hatte jedoch einen Tipp parat, einen Übersetzer, der uns weiterhelfen könnte. Nach einem Kaffee, einer Stunde Wartezeit, einem kurzen Gespräch und einem Mittagessen standen wir wieder in der 2. Etage des Ausländeramts. Der türkisch sprechende Beamte musste schmunzeln, als wir ihm die Visitenkarte unseres freundlichen Übersetzers gaben. Er prüfte, ob wir alle weiteren Unterlagen dabei hatten und fast hätten wir die Aufendhaltsverlängerung gehabt. Aber die Herren Polizisten wollten uns so nicht gehen lassen und forderten uns auf, von unserem Gastgeber ein notariell festgehaltene Unterschrift abzuliefern und eine Erklärung dass er uns kostenlos beherbergt. Dieters Fass war nun vollkommen übergelaufen, Claudia war auch etwas ungehalten und ich fand die Sache irgendwie amüsant, immerhin war noch genügend Zeit in Adana, Mersin, Gaziantep oder Antalya, diese Formalität zu erledigen.
Betröppelt gingen wir wieder Richtung Wohnmobil und machten Pläne für unsere weitere Reise. Dieter wollte nun nur noch zurück, er sah sich der Behördenwillkür in der Türkei schutzlos ausgeliefert. Wir wollten noch an die syrische Grenze und eventuell weiter nach Gaziantep oder Adana, dort sind Deutsche Honorarkonsulate, welche wir um Hilfe bitten würden.
Bis nach Harbiye, etwa 7 km von Antakya entfernt und zur syrischen Grenze war Dieter auch noch unser wohnmobiler Nachbar, dann trennten sich unsere Wege, er hatte zu viel Angst dass sein Wohnmobil kaputt geht und er deshalb nicht pünktlich aus der Türkei fahren konnte. Wir machen uns darum weniger Sorgen, da noch 5 Wochen bis zur Ausreise anstehen, falls nicht... na ihr wisst schon.

Mittwoch 10.01. bis Samstag 13.01.07

Yesemek

Nach den turbulenten letzten beiden Tagen führte uns unser Weg immer an der syrischen Grenze entlang nach Reyhanli, wo wir an einem kleinen See in Yenisehir (Neustadt) übernachteten und am nächsten Tag weiter in Richtung Kirikhan. Zuvor mussten wir noch durch Reyhanli fahren, was bei nichtvorhandener Beschilderung und Dauergewusel in der Innenstadt fast unmöglich war. Ein Hannoveraner Türke, pensionierter Lehrer, bot sich an vor uns herzufahren um uns aus seiner Heimatstadt zu führen. Mit großem Stolz erfüllte es ihn , dass uns die Türkei und die Gegend aus der er stammt besonders gut gefiel.
Unterwegs nach Kirikhan war laut Reiseführer ein Hotel, dessen Thermalbad man auch ohne Zimmermiete benutzen kann. Wir freuten uns auf das Bad im warmen Swimmingpool und taten das auch.
Nach dem Bad besuchten wir am östlichen Stadtrand von Kirikhan eine alte Burg von der aus man einen schönen Ausblick über die gesammte Hatay Ebene hat. Die Hunde konnten ohne Leinen herumlaufen und wir konnten schön geruhsam spazieren gehen.
Unser Entschluss, uns unseren Türkeiurlaub wegen der Auflagen der Fremdenpolizei in Antakya nicht vermiesen zu lassen stand felsenfest. Wir wollen unser Glück in Gaziantep suchen und fuhren deshalb noch am selben Tag weiter. Claudia hat im Reiseführer ein kleines Nest mit dem Namen Yesemek ausfindig gemacht, da wollten wir heute noch hin. Ein Stausee sollte dort sein und alte Bildhauerarbeiten wären dort zu besichtigen.
Nach etwa 30 km in Akbez, macht die Straße nach Gaziantep eine Gabelung, sie geht auf beinahe direktem Weg etwa 110 km in die Stadt oder an der syrischen Grenze entlang. Yesemek lag auf dem Weg an der Grenze und so befuhren wir diese Straße. Am Ortsrand von Akbez konnten wir im Augenwinkel im Hof einer Firma ein Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen sehen. Während wir vorbeifuhren schoss es uns in den Sinn anzuhalten, um zu fragen ob alles in Ordnung sei, die Firma konnte gut eine Werkstatt sein und eventuell brauchen die Deutschen hilfe.
Wir drehten um und lernten zuerst Jakob, einen Franken, und dann Doris eine Münchnerin kennen. Ihr Fahrzeug war lediglich auf dem Grundstück des Ölmühlenbesitzers, einem Türken der Deutsch sprach, abgestellt. Die beiden waren schon weit herumgekommen, wie man aus den erzählungen entnehmen konnte. Wir redeten und redeten, bis die Dämmerung hereinbrach und es für uns keinen sinn mehr machte weiterzufahren. Wir blieben über Nacht und noch bis zum übernächsten Tag. Am zweiten Abend machten wir ein Lagerfeuer,leider mit zu feuchtem Holz, mit dem resultat dass wir beide Eisklötze als Beine hatten. Aber egal, der Abend war sehr schön, Doris und Jakob sind sehr sympatisch und vom Reisefieber stark befallen. Die beiden wollten eventuell auch noch nach Syrien und weiter nach Jordanien fahren, unsere Planungen dahingehend waren noch vollkommen offen, mal sehen.
Freitag fuhren wir mittags nach Yesemek um uns die dortige Bildhauerwerkstätten anzuschauen. Ali, der bei den Ausgrabungen teilgenommen hat, erklärte uns einige details und so gingen wir durch die unfertigen Bildhauerarbeiten, die schon mehrere tausend Jahre auf dem Buckel haben. Zurück an unserem Wohnmobil wuren wir von einem jungen Türken zum Essen in seine Familie eingeladen. Wir versuchten uns zuerst von dieser Ehrenvollen verpflichtung herauszureden, ohne erfolg. Zehn minuten später saßen wir bei unserer Gastfamilie im Wohnzimmer auf dem Fussboden und aßen was die Küche hergab. Gut genährt und müde gingen wir zurück zum Wohnmobil und verbrachten eine ruhige Nacht. Am Samstag fuhren wir über Kilisbis Gaziantep. Die Stadt war nicht schön, wir wollten bloss Einkaufen und eine große Werbetafel machte auf die Neueröffnete Metro aufmerksam. Nach einer längeren suche und einigen Falschauskünften fanden wir den Großmarkt und kauften dort ein. Den rest des Samstags verbrachten wir mit der fahrt richtung Sanli Urfa und Harran.

Sonntag 14.01. bis Montag 15.01.2007

Abrahamsgrotte, Sanli Urfa

Vormittags sind wir in Harran angekommen. Harran liegt etwa 50km südlich von Sanli Urfa in unmittelbarer Grenznähe zu Syrien. Harran besticht durch seinen Baustil der ehemaligen Bauernhäuser. Sie sehen aus wie Bienenkörbe und sind aus Lehm und Kuhdung erstellt. Man nennt die Häuser "Trulli Häuser ", neben Harran in der Türkei gibt es auch noch einige solcher Häuser in Italien und in Syrien zu sehen. Die Menschen in Harran sprechen arabisch und lernen türkisch erst in der Schule, weiss unser Guide zu berichten. Zum Glück hatten wir dem Studenten und Einwohner Harrans geglaubt und ihn als Guide engagiert, die Dorfkinder hätten uns den letzten Nerv gekostet. Außerdem konnte der junge Mann uns viel über das Leben der einfachen Bauern aus Harran berichten. So zum Beispiel hat hier fast jede Familie eine zweistellige Kinderzahl! Wow, kein Wunder, daß die Trulli Häuser meist aus mehreren miteinander verbundenen Häusern bestehen. Harran ist total idyllisch, es laufen viele Tiere (Truthähne, Kühe, Hühner) frei herum, ausserdem fand gerade eine Hochzeit statt. Wenn diese vielen Kinder, die ständig um uns und um und auf unserem Wohnmobil herum wuseln würden, es wäre ein toller Schlafplatz. So denken wir, dass wir besser weiter fahren, da wir sonst sicherlich kein bißchen Ruhe bekommen würden, obwohl wir natürlich herzlich willkommen sind und bleiben sollen.
Also fuhren wir nach Sanli Urfa, der Geburtstadt von Abraham. Im Reiseführer wurde vom orientalischsten Basar der Türkei geschwärmt, auch die Türkei würde erst hier so richtig beginnen, da sie nicht mehr so stark westlicht beeinflusst wäre. Das Urfa, das wir kennengelernt haben ist mit Abstand die schönste, weil türkischste Stadt der Türkei. Sie ist geprägt von Pilgern, die ihren Pilgerweg nach Mekka hier in der Geburtsgrotte Abrahams beginnen. Dort ist auch der See mit den heiligen Karpfen. Weiterhin ist die Stadt von vielen Kurden besiedelt, welche für uns noch gastfreundlicher waren als die Türken in der West-Türkei.
So trafen wir kaum nach unserer Ankunft einen sehr gut deutsch sprechenden Kurden namen Ramazan, der uns sogleich überall herumführte, uns alle Kirchen und den Bazar zeigte und uns anschließend noch zum Tee einlud. Auf unsere Frage nach einem Tierarzt rief er gleich einen Freund an, der uns am nächsten Tag zu selbigem führen sollte, da Meilo mit seiner jährlichen Impfung jetzt im Januar dran ist. Wir verabredeten uns mit ihm für den nächsten Tag 10 Uhr. Da Stefan und ich wie meist viel früher fertig waren gingen wir zunächst zur Post. Was ist das jetzt wieder: Es werden nicht alle Postkarten angenommen, einige Briefmarken, die wir in Kiskalezi gekauft hatten, gelten hier nicht. Einige Postkunden diskutieren und schließlich werden die Karten wenigstens mit neuen Marken bestückt bearbeitet. Wir besichtigen anschließend, schön getrennt nach Männern und Frauen, ich selbstverständlich mit einem Kopftuch versehen und barfuß, Abrahams Grotte. Hier in Urfa tragen einige Frauen sehr farbenträchtige und glitzernde Gewänder, dies sind dann immer, so wird uns erzählt, arabische Frauen.
Pünktlich, wie die Deutschen (nicht nur die Maurer) sind wir um kurz vor 10 Uhr am Treffpunkt Wohnmobil, ich munkele schon, ob unser Freund auch wirklich kommt und er ist ca. akademische 15 Minuten später da. Er spricht auch sehr gut deutsch und wir laufen mit Meilo an der Leine mit ihm durchs dickste Gedrängel durch die halbe Stadt. Beim Tierarzt angelangt, sollen wir erst mal sagen weshalb der Hund geimpft werden soll und gegen was für Krankheiten. Schließlich mischt der Arzt eine Spritze, aber das Impfen eines Hundes ist ihm wohl nicht so geläufig. Wir ziehen Meilo den mitgebrachten Maulkorb an, das reicht aber noch nicht: wir müssen die Beine festhalten, er könnte ja wer weiß wie austreten. Irgendwann sitzt endlich die Spritze, ich gehe mit dem leidenden Hund schon raus und bekomme gleich von den Geschäftsnachbarn einen Hocker und einen Tee angeboten. Die Männer verhandeln derweil noch kurz wieviel die spritze kostet. Wir bringen Meilo dann schnell wieder durch das Gewusel zum Wohmobil und gehen mit unserem Freund , der auch Touristenführer ist,in der Karawanserei noch einen Tee trinken. Er erzählt uns, wie schwierig es für ihn ist eine Frau zu finden und einige Partnerschaftsgeschichten. Er begleitet uns noch durch den Bazar, da wir ein Okayspiel kaufen wollen, wir finden aber keines aus Holz; als wir uns verabschieden und ihm dann etwas geben wollen lehnt er entrüstet ab. Er hat uns mehr als einen halben Tag geopfert. und nahm nicht mal einen Kaffee oder eine Zigarette von uns. An so einer Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft müssen wir uns aber mal eine Scheibe von abschneiden.
Auf dem Rückweg durch den Park trafen wir noch einen Freund von unserem Bekannten, der schon wusste, dass wir mit ihm unterwegs waren und der eigentlich auf ihn wartete, er sprach super englisch. Wir mussten mit ihm einen Tee oder Kaffee trinken gehen, da er uns alles über Syrien und Jordanien erzählen wollte (er ist nämlich Touristenführer für diese Länder) und wieder: er bezahlte alles und er gab uns super Tipps. Wie sich im Nachhinein herausstellte stimmte alles. Er heißt Necati und er hat eine deutsche Freundin, namens Angela. Er gab uns noch Grüße mit, die wir in Syrien in Palmyra im Venus Gift Shop an Sait ausrichten sollen, falls wir dort vorbei kommen sollten.
Eine schlechte Nachricht hatte er für uns, in Gaziantep gäbe es kein Visum für Syrien für Deutsche, das syr. Konsulat sei erst seit einem Jahr auf und nur zur Vereinfachung für türkische Visa.
Abends kam die SMS von Doris und Jakob, die in Gaziantep angekommen waren, es gäbe dort wirklich kein Visum für Syrien.
Urfa gefällt uns sehr gut, auch an unserem Parkplatz sind wir herzlich willkommen und wurden eingeladen, nur das Hundespazierengehen ist wieder problematisch, deshalb fahren wir wieder weiter, diesmal zurück Richtung Gaziantep. Wir schliefen unterwegs auf einer verlassenen Tankstelle, nicht sonderlich idyllisch.

Dienstag 16.01. bis Donnerstag 18.01.2007

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Gazianteper Iveco-Vertretung, trafen wir uns mit Doris und Jakob in der Innenstadt, recht zentral zur syrischen Botschaft, dem deutschem Honorarkonsulat und dem Rathaus gelegen. Diese drei Gebäude würden für uns in den nächsten Tagen eine wichtige Rolle spielen.
Doris und Jakob begrüßten uns mit der Nachricht, dass mindestens einer von uns vieren am Abend noch mit dem Bus nach Ankara zur Deutschen Botschaft fahren müsste. Da Jakob schon am Freitag außer Landes sein müsste oder eine Verlängerung seiner Aufenthatserlaubniss bräuchte war Eile geboten. Es ist in der Tat so, dass die Syrer in Gaziantep eine offizielle Anfrage der Bundesrepublik haben wollen, welche man persönlich in Ankara abholen muss, so die telefonische Auskunft eines Botschaftsangestellten an Doris. Es würde nicht gehen die 20,- Euro Bearbeitungsgebühr auf ein Konto zu überweisen, um dann den Rest per Fax an die Syrische Botschaft zu senden. Das liest sich nun sicher sehr kompliziert, ist es auch, und es würde den Rahmen unseres Reisetagebuchs sprengen nun über unzählige Tee´s, Kaffee´s und Händeschütteln und Besuche bis ins Vorzimmer des Bürgermeisters von Gaziantep zu beschreiben. Nur so viel: wir sind am Donnerstag nach einem ausgiebigen Einkauf in der Metro in Richtung syrische Grenze aufgebrochen und am Freitag früh nach Syrien eingereist. Wer mehr über die Formalitäten und Einreisebestimmungen von uns wissen möchte, soll uns bitte anmailen, es gibt letztendlich einen offiziellen Weg das syrische Visa zu erhalten ohne von Gaziantep nach Ankara zu fahren, man spart sich dadurch etwa 1100 km Fahrtstrecke!

Freitag 19.01. bis Donnerstag 25.01.2007

Nachdem wir etwa zweieinhalb Stunden auf der türkischen Grenzseite gebraucht haben, um uns und unser Fahrzeug aus der Türkei zu bekommen, der Computer streikte und die Türken hatten dadurch einen ewig langen Bearbeitungsstau, ging die Einreiseprozedur in Syrien recht flott voran. Die Gebäude der syrischen Nationalbank und der Autoversicherung am Grenzübergang waren verdammt heruntergekommen, aber wir mussten hinein um die Strassenbenutzungsgebühr, Dieselsteuer für eine Woche und eine vierwöchige Autoversicherung abzuschließen. Nachdem wir die ersten Meter syrische Straße hinter uns gelassen haben, mussten und wollten wir an der ersten Tankstelle tanken. Das taten wir auch, der Tankstellenboden war durch und durch durchnässt vom Diesel, welches der Tankwart wie selbstverständlich aus dem Tank spritzen ließ. Eine Tankfüllung für unser Wohnmobil kostet nur ca. 8 Euro und bei einem Literpreis von etwa 0,10 Euro kann man auch mal was daneben gehen lassen.
Wir fuhren an diesem Tag noch bis Aleppo, etwa 50 km von der Grenze zur Türkei entfernt.
Aleppo ist die zweitgrößte Stadt Syriens und ohne jegliches Kartenmaterial ist kein Durchkommen in dieser Stadt. Also stellten wir unsere Wohnmobile an einer, wie wir meinten innerstädtischen Straße ab und versuchten zu Fuß unser Glück. Und wie es der Zufall so wollte, lief mir auf der anderen Straßenseite ein junger Syrer über den Weg, der in Frankfurt an der Uni Deutsch gelernt hat. Shamaan heißt er und er machte sich mit uns auf den Weg zur Touristeninfo um dort Syrienkarten zu bekommen. Leider war Freitag und in islamischen Ländern ist Freitag nachmittags vieles geschlossen, so dass wir keine Straßenkarten bekommen konnten. Er führte uns dann noch überall hin, wo wir wollten und gab uns den Tipp bei der französischen Vertretung in Aleppo nach Karten zu fragen, diese machte nämlich um 17 Uhr wieder auf. Dort bekamen wir auch eine Straßenkarte von Syrien und weitere nützliche Tipps für unsere Reise. Abends klopfte es an unsere Wohnmobiltür und draußen stand unser syrischer Freund mit Kartenmaterial in deutsch vor uns, er hatte so lange keine Ruhe gegeben und jeden seiner Freunde angerufen, um uns weiterzuhelfen, einfach prima.
Wir parkten noch kurz um in eine vermeintlich ruhigere Seitenstraße, abends ertönte dann aus einem Partyzelt in der Nachbarschaft bis spät noch laut arabische Livemusik. Da Stefan etwas vergrippt war und Jakob keine Lust hatte gingen Doris und ich mal hin, um uns diese Party mal genauer anzuschauen. Es entpuppte sich als normales Restaurantzelt und am Wochenende ist dort immer ein Sänger. Wir tranken einen Tee zwischen lauter schicken arabischen Familien und gingen bald wieder zum Wohnmobil.

Am nächsten Tag, dem Samstag regnete es ohne Unterlass und die Straßen standen richtiggehend unter Wasser, sodass wir von den Autos beim Vorbeifahren komplett nass gespritzt wurden. Wir besuchten die große Moschee, Doris und ich bekamen einen langen Umhang umgehängt und während unserer Besichtigung trockneten wir wieder. Anschließend besichtigten wir die Zitadelle von Alleppo und liefen durch den Souq. Die Menschen hier sind alle sehr neugierig und freundlich zu uns, sie wollen sich immer unterhalten; besonders die arabischen Frauen schauen mich mit meinen blonden Haaren immer ganz verzückt an. Wir kauften im Souq noch die allerbesten Leckereien aus Pistazien, die wir je hatten und fuhren wegen des abendlichen Lärms nachmittags noch weiter und zwar zum Kloster St. Simeon Qualaat Samaan , welches Doris so gerne sehen möchte. Wir kamen in der Dunkelheit an und fanden direkt davor einen schönen Parkplatz für die Übernachtung.

Sonntag besichtigten wir das ehemalige Kloster und fuhren auf direktem Weg nach Hama, um uns die singenden Wasserräder anzuschauen. Wir parkten ein, gingen zu Fuß gerade los, als wir auch schon direkt neben der Touristeninformation standen. Wir erhielten dort Karten, hörten und schauten uns einige der knerzenden Holzwasserräder an und landeten wieder in einem Souq. wir genossen die Atmosphäre und die Düfte und entschieden heute noch aus der Stadt herauszufahren, um in Ruhe schlafen zu können, wir fuhren Richtung dem Fluss Euphrat, da wir ein stück am Euphrat entlang fahren wollen nach Palmyra, einer Oase in der Wüste. Wir übernachteten außerhalb der Stadt, wie sich später beim Hundespaziergang herausstellt auf weißem klebendem Kalkboden. Die Hunde und wir kommen mit Klumpfüßen zurück und die Krümel sind im kompletten Wohnmobil. Aber: besser weiße Krümel, als die ekligen den Teppich rot färbenden aus Hama.

Montag morgen fuhren wir früh weiter. Doris und Jakob ließen zunächst in Salamey ihren Motorradträger schweißen, da er abzubrechen drohte. Während des Schweißens wurden wir direkt zum Essen eingeladen, was wir aber absagten, da wir ja möglichst bald weiterfahren wollten. Im Übrigen bekamen die beiden die Schweißarbeit völlig kostenlos, die jungen Schweißer wollten partut kein Geld.
Die Gegend durch die wir fuhren wurde immer wüstenähnlicher. Unterwegs machten wir einen Spaziergang durch ein Dorf mit vielen Trullihäusern, diese sind sogar teilweise noch bewohnt. Schornsteine und Abwasserleitungen lugen heraus. Zu diesen Leuten wird das Wasser mit Wassertankwagen gebracht und sie müssen es sich mit Kanistern nach Hause holen. Auch elektrischer Strom ist an vielen Orten Syriens nicht selbstverständlich. Stefan ist hier in Syrien immer wieder begeistert von den Autos, denn Syrien ist regelrecht ein riesengroßes Automobilmuseum .
Wir übernachteten in der Pampa bei einer Baustelle in der Nähe von einem Friedhof sehr ruhig. Wir konnten sogar den Dreck vom Vortag ausschütteln und alles ist war mal wieder sauber.

Am Dienstag trennten sich dann unsere Wege. Doris und Jakob wollten den ganzen Euphrat entlang bis an die irakische Grenze und wir beide wollten lieber etwas abkürzen, da Stefan ja auch immer noch vergrippt war. Wir fuhren dann mitten durch die Wüste auf befestigter Straße und gingen bei herrlichem Sonnenschein lange spazieren. Eine Wüste hat schon was, das Land wirkt einfach endlos und alles andere ist klitzeklein. Auf der Fahrt begegneten uns Kamelherden,richtige Herden , direkt neben dem Wohnmobil, nicht so Tourikamele, toll.
Wir fuhren bis nach Palmyra und dort begegneten uns das erste Mal Schlepper bzw. nervende Kinder und Jugendliche, die ständig irgendetwas verkaufen wollen. Wir parkten das Auto, richteten in Venus Gift Shop bei einer Tasse Kaffee, die uns mitgegebenen Grüße von Necati aus Sanliurfa aus, wurden mit dem Wohnmobil mitten durch die antike Anlege fahrend zu einem Campingplatz geschleppt bei dem die Einfahrt viel zu schmal war und der Platz sollte außerdem für hiesige Verhältnisse richtig teuer sein. Wir fuhren einfach raus aus dem Scheißort, wo alles dreimal so viel kostet. Wir fanden einen ganz tollen Platz, hoch oben über der Stadt bei der Zitadelle mit Blick auf die gesamte antike Anlage. Herrlich, wir saßen noch lange draußen unter einem absolut tollen Sternenhimmel.

Mittwoch morgen hatten wir ja dann mal richtig Zeit und machen alles richtig schön gemütlich; Stefan bekommt noch die Haare geschnitten und langsam machen wir uns wieder runter auf den Weg, um das antike Palmyra eingehend zu besichtigen. An der Hauptstr. direkt dorthin, wer kommt denn da schon angefahren?, es sind Doris und Jakob. Die beiden waren in aller Frühe losgefahren, um möglichst bald in Palmyra zu sein. Da waren wir beide nochmal so froh nicht die große Strecke gefahren zu sein, die beiden hatten keine Kamele gesehen und sind nur gefahren und gefahren.
Wir besichtigten dann gemeinsam das ehemalige Königreich Palmyra, mitten in der Wüste (Theater, Tempel und alles was dazugehört), natürlich überall belagert von Schleppern, die Kamelritte, Kopftücher, Ketten, Karten usw, verkaufen wollen. Dabei war das einzig lustige, dass sich unsere Ronja in ein Kamel verliebt hat.
Anschließend wollen wir Richtung Damaskus, da wir morgen aus Syrien herausfahren müssen, da wir ansonten für eine weitere Woche die Dieselsteuer in Höhe von 100 Euro bezahlen müssten. Die Straße nach Damsakus führte wieder direkt durch die antike Stätte. Kaum zu glauben, aber wahr. Wir schauten uns noch kurz die Straße der Turmgräberan und fuhren dann aus der Wüste raus.
Wir übernachteten auf einem Parkplatz in der Nähe des Flughafens, so war es am nächsten Tag nicht mehr weit zur Grenze nach Jordanien.

Donnerstag morgen fuhren wir direkt an die Grenze. Eigentlich wollten wir noch einiges in dem billigen Syrien einkaufen, wir fanden aber auf die schnelle keinen passenden Laden und hofften auf einen Duty Free.
Bei den Syrern waren wir recht schnell durch, unsere Ausreise wurde per Hand in einem großen Buch vermerkt, alle Zettel wurden abgestempelt, am Tor wurde das Fahrzeug noch wieder aus Stefan´s Pass ausgetragen und dann waren wir kurz im Niemandsland. Ich sah wirklich den Duty Free Shop, aber als wir parkten ging es schon gleich los. Ein Jordanier wollte überall ins Wohnmobil schauen, die Heckgarage musste geöffnet werden und das tarngrüne Angelzeug wurde beanstandet, jede Angel wurde beäugt und wir erhielten eine Art Karteikarte mit lauter arabischen Hyroclyphen. Später stellte sich heraus, dass diese Karte eine Art Laufzettel war, worauf alles vermerkt war, was wir einführen u.a. zwei Hunde (aber wir konnten das ja nicht lesen).
Nun ja, wir legen los, von Syrien waren uns einige Gänge ja schon bekannt: Visa besorgen, Geld umtauschen, Autoversicherung abschließen. Alles läuft tadellos, wir erhalten sogar direkt die Verlängerung des Visas auf insgesamt 4 Wochen und ein Touribüro, welches Karten und eine Broschüre über Jordanien verteilt ist auch direkt vor Ort. Wir waren begeistert. Stefan und mir fehlte aber irgendwie immer noch ein Stempel, wir rannten von Büro zu Büro, wussten gar nicht genau weshalb, bis wir den Stempel endlich auf dem Laufzettel hatten, es war der Stempel für die Einreise der Hunde. Alles war erledigt und so konnten wir den den gestempelten Laufzettel abgeben und die Reise nach Jordanien konnte beginnen.




Freitag 26.01. bis

Wir fuhren direkt bis Umm Quays, das antike Gandara . Dort wurden wir von der Touristenpolizei, die hevorragendes englisch sprechen konnte, sehr herzlich in Empfang genommen und auf einen ganz tollen Platz direkt in der Ausgrabungsstätte geführt. Der Platz war zwar etwas schwierig und steil zu befahren, dafür aber wirklich herrlich gelegen. Wir hatten von dort oben einen wunderbaren Blick auf das Jordantal und den See Genezareth und blieben zwei Tage (bzw. Nächte).

Gut ausgeschlafen führte unser Weg morgens erst mal in den Ort, da Freitag mittags oft alle Geschäfte geschlossen sind. In Syrien und Jordanien sind Freitag und Samstag Wochenende. Wir suchten nach Brot oder Brötchen, da wir nicht nur dieses Fladenbrot essen möchten, erfuhren aber, dass es dies nur in einer größeren Stadt gibt. Bei einem Imbissstand entdeckte ich in einer großen Tüte Brötchen und der Verkäufer verkaufte uns sechs seiner Sandwichbrötchen, verwundert darüber, dass wir diese trocken haben wollten. Brot gibt es also dort nicht, aber lebendige Hühner werden überall angeboten, man sucht sich welche aus und dann werden sie direkt vor Ort geschlachtet. Nun ja, wir haben zum Glück noch Eingefrorenes.
Nachmittags besichtigten wir bei herrlichem Sonnenwetter ausgiebig die Ausgrabungstätte und genossen die Sonne im windgeschützen Theater bei einer Tanz- und Musikdarbietung einiger jordanischer Jugendlicher.
Gegen Ende des Tages baute Stefan noch unsere kaputte Satelitenschüssel auseinander, mals sehen ob uns irgendwo jemand den Arm reparieren kann, außerdem verlegte er im Wohnmobil noch eine weitere Doppelsteckdose. Er muss doch immer mal wieder was werkeln.

Samstag morgen bekamen wir unsere Wassertanks noch mit frischem direkt aus der Quelle mit einem Eimer hochgezogenen Wasser aufgefüllt und verabschiedeten uns von der freundlichen Touristenpolizei. (Später sagte ein junger Holländer:"Ich glaube die Touristenpolizei hat gesagt bekommen, alle Touristen seien Könige") Das trifft es, so empfangen fühlt man sich hier.
Unser nächstes Ziel sollte entlang des Jordans liegen und uns einen Blick auf den biblischen Fluß gewähren. Doch jeder Versuch auch nur in die nähe des Grenzfluß zu Israel zu gelangen ist fehlgeschlagen. Jedesmal wurden wir von Soldaten freundlich davon abgehalten. Überall entlang der Grenze befinden sich in kurzen Abständen Militärposten und Checkpoints. Für uns bedeutete das, Passkontrollen und öffnen der Wohnmobiltüren. Jeder Posten wollte in unser Fahrzeug reinschauen, meist reichte der Einwand, dass wir zwei Hunde mit uns führen würden und die Herren doch bitte vorsichtig sein sollten. Nur einem extrem großen und dicken Grenzer machten die Hunde nichts aus und er bestieg unseren Wohnaufbau. Mit großen Augen kam er wieder heraus und sagte, dass der Wagen wirklich sehr schön sei, den Kollegen teilte er sofort mit, dass wir ein Bad mit Dusche und Toilette, sowie eine Küche mit Kühlschrank und Kocher hätten. Scheinbar war es das Erlebnis seines Lebens.
Da die Besichtigung der Ausgrabungen in Jarash pro Person 8 JD Eintritt kosten soll und dies ähnlich Umm Quais ist, fuhren wir direkt weiter in die Wüste und zwar die Straße entlang der syrischen Grenze. Ein kleiner armer Ort folgt dem anderen, und wir übernachteten am Ende des letzten Ortes dieser Geröllwüstenstraße auf einem Parkplatz. Den Abschluss des langen Reisetages genossen wir bei einem herrlichen Sonnenuntergang hinter der rötlichen Geröllwüste bei einem Bierchen.

Sonntag vormittag schlich ein Jordanier um unsere Wohnmobile, traute sich aber wegen der Hunde nicht näher heran. Mit Händen und Füßen gab er uns zu verstehen, dass wir doch mit zu ihm nach Hause kommen sollen. Er ließ und ließ nicht locker und wir ließen uns erweichen. Er fuhr wie ein König bei Doris und Jakob im Wohnmobil mit, Stefan und ich hinterher. Er besitzt ein recht großes Steinhaus und wir saßen auf der Terasse auf Matratzen am Boden, die männlichen Familienangehörigen wurden zusammengetrommelt, sodass wir dann ein wenig in englisch palavern konnten. Das Frühstück wurde auch auf dem Boden serviert und es wurde mit den Händen gegessen. Ist gar nicht so schwierig, da mit dem Fladenbrot das was man möchte aus den Schüsseln genommen wird. Der Kaffee wurde in einer Tasse rundgereicht, ebenso das Wasser in einer Schüssel. Nach dem Essen führte der Hausherr Doris und mich ins Haus in das Zimmer der Frauen: Übel, draußen strahlender Sonnenschein und schön warm, dort drinnen düster, sehr kühl, überall Matratzen auf dem Boden und in einer Ecke lag eine Frau mit ihrem Baby, sie fing gerade an es zu stillen. Die Frauen umarmten uns, küssten uns und wir tranken mit ihnen Tee, zwei junge Töchter konnten etwas englisch. Ich zumindestens war sehr froh als ich wieder hinaus in die Sonne durfte. Als wir uns verabschieden wollten, mussten wir noch zum Haus des Neffen, um dort auch nochmal Tee und Kaffee zu trinken.
Endlich kamen wir los, wir wollten doch Wüstenschlösser besichtigen.
Wir fuhren nur mit kurzem Zwischenstop zum Einkaufen direkt bis zum Unesco Weltkulturerbe Quasar Amra. Dort angekommen war ich erst mal sehr enttäuscht, so hatte ich mir ein Wüstenschloss nicht vorgestellt, es war so klein und so gar nicht schlossmäßig. Im Nachhinein ist mir auch klar, dass ein Wüstenschloss eher einer Festung gleichen muss. Wir besichtigten die tollen Wandmalereien und entschieden weiter zu fahren, da ein wahnsinniger Wind herrschte. Übrigens kostet die Besichtigung von drei Schlösser nur 1 JD.
Wir fuhren bis Quasr al Harrana , der nächsten Festung bzw. Karawanserei und durften dort auch übernachten, die Touristenpolizei passte wieder auf. Stefan und ich tranken noch einen Kaffee im Beduinenzelt bei einem jungen hübschen als Beduine verkleidetem Jordanier, der uns sogar seine Wasserpfeife anbot, was wir dankend ablehnten. Die ganze Nacht wurde das Wohnmobil im Sturm herumgeschaukelt.

Montag besichtigten wir zunächst diese Karawanserei und fuhren nach Amman, der Hauptstadt zum Einkaufen. Wir fuhren ewig hinter Doris und Jakob her durch die riesige Stadt, steil hoch und wieder steil herunter, dann fanden wir endlich den ersehnten Supermarkt Safeway. Alle kauften ausgiebig ein, Stefan und ich gönnten uns von neben an noch Hähnchen von Kentucky Fride Chicken und wieder dauerte es lange bis wir wieder aus der Stadt heraus waren.
Kurz bevor es dunkel wurde gelangten wir in die Nähe der nächsten Sehenswürdigkeit "Bethany Beyond the Jordan (Baptism Site), der Taufstelle Jesu am Jordan. Der Eingang war schon verschlossen und wir durften nebenan auf die Baustelle einer zukünftigen Hotelanlage fahren, um dort zu übernachten . Zur Begrüßung bekam jeder vom Leiter der Baptism Site eine Dose Cola Light und ein Fläschchen Trinkwasser geschenkt. Er beauftragte einen der Arbeiter (anscheinend so etwas wie ein Vorarbeiter), der englisch sprach, auf uns aufzupassen.
Abends saßen wir mit den Bauarbeitern am Lagerfeuer, sie spielten auf einer orientalischen Gitarre und sangen und ab und zu verschwanden sie abwechseln in ihr Übernachtungshäuschen, um heimlich einen Schluck Wiskey zu nehmen. Aber wir wußten gleich bescheid, da kann man uns nichts vormachen, einige wurde zunehmend unsicherer auf den Beinen und so verabschiedten wir uns lieber zum Schlafen. Der Vorarbeiter war aus Jericho (Israel), er bleibt zum Arbeiten 3 Monate in Jordanien und fährt dann wegen Visa für ein paar Wochen zurück. Er sprach sehr gut englisch und er bekniete uns, dass wir unbedingt mal Israel bereisen.

Dienstag morgen war leider sehr trübes Wetter, doch wir machten uns auf den Weg.
Wir fuhren zu viert (pro Person 7 JD) mit einem Guide in einem Shuttle Bus durch die Anlage. Wir fuhren nicht, wir rasten. Wir bekamen viel von unserem Guide erzählt über die Taufstelle , die Kirchen, Elias Berg und vieles mehr. Wir besichtigten eine orthodoxe Kirche mit biblischen Malereien und die ausgestellten Knochen eines Priesters. Natürlich berührten wir auch das "heilige Wasser". Zu Hause müssen wir das dringend alles mal nachlesen. Nach der Besichtigung von der Jakob besonders enttäuscht war, rasten wir mit dem Shuttle Bus zurück, unterwegs blieb keine Zeit für Fotos.
In Anbetracht des schlechten Wetters ging unsere Fahrt weiter Richtung Mount Nebo, der angeblichen Grabstätte Moses. Unterwegs kamen wir am toten Meer vorbei und den "Heißen Wasserfällen Hammamat Ma´in. Dort wollten wir baden. Für 10 JD durfte man alle Wasserfälle und Bäder benutzen. Incl. war außerdem ein Meal, was aus einem Sandwich und einer kleinen Dose Pepsi bestand, was haben wir gelacht.
Die Jordanier ziehen sich übrigens beim Baden nicht richtig aus, Männer waren mit langen Unterhosen, Frauen grundsätzlich komplett bekleidet, oft mit Jogginganzügen, in den Quellen; selbst im Bad mit Zutritt nur für Frauen waren die Frauen bekleidet.
Zum Glück habe ich einen Bademantel dabei, mit dem ich überall herumlaufen kann. Trotzdem sollte dies nicht mein Glückstag sein, auf einem total glitschigen und abschüssigen Weg von der Grotte zum unteren Becken rutschen mir einfach die Beine nach vorne weg und ich klatschte ungebremst nach hinten mit dem Kopf auf den Steinboden. Den Knall hatte ich selbst noch tagelang im Kopf. Ich dachte nur Scheiße, da war Stefan schon bei mir und führte mich erst mal ins warme Becken. Mir war etwas schwindelig und ich wollte erst mal in Ruhe zu mir kommen. Es stellte sich heraus, dass ich eine kleine Platzwunde hatte, welche ich aber nicht behandeln lassen wollte. Der Badetag war jedenfalls gelaufen, ich duschte nur noch kurz.
Da wir dort nicht übernachten durften fuhren wir an diesem Tag noch weiter bis auf den Mount Nebo . Wir durften wieder mal bewacht, auf dem Besucherparkplatz übernachten. Es war dort oben eisekalt und nachts hat es sogar geregnet.

Mittwoch morgen tat mir alles weh, die Hüfte, der rechte Ellenbogen und natürlich der Kopf. Außerdem hatte ich extremen Muskelkater in Bauch und Halsmuskulatur. Aber eine Indianerin kennt keinen Schmerz und so besichtigten wir die Mosesgedenkstätte , die byzantinische Kirche mit herrlichen Mosaiken und blickten wie einst Papst Johannes Paul II über das Jordantaltal hinüber nach Jerusalem und Bethlehem, leider war es recht nebelig.
Da Doris gerne noch mal an das tote Meer möchte, fuhren wir wieder bis 400m unter den Meeresspiegel und immer am toten Meer entlang Richtung Süden. Wir hielten unterwegs immer mal wieder an, Doris und Jakob gingen auch fleißig schwimmen, nein nicht schwimmen, treiben. Mir war aber, angesichts meines Kopfes, überhaupt nicht danach zumute, ich wollte am liebsten mal irgendwo ankommen und mal wieder zur Ruhe kommen. Jeden Tag fahren und mehrere Sehenswürdigkeiten an einem Tag erleben, ist doch recht viel. Übrigens am toten Meer belästigten uns tausende von Fliegen.
An diesem Tag fuhren wir bis etwa 20 km vor At Tafila und übernachteten an der Straße Richtung Königsweg mitten in den Bergen, die auch der Jordanische "Grand Canyon" genannt wird, eine grandiose Aussicht.