Mai 2007

Dienstag 01.05. bis Montag 07.05.2007

In unserem Reiseführer "Türkei" wird vom schönsten Markt der türkischen Ägäisküste geschwärmt. Er soll in Milas an jedem Dienstag stattfinden und zufälligerweise liegt Milas am heutigen Dienstag auf unserer Route gen Norden. Das Wetter hat sich auf unserer Fahrt etwas verschlechtert, Nieselregen kam auf. Bei so einem Wetter macht auch der schönste Markt keinen Spaß, so dass wir nur einen kurzen Bummel und einige notwendige Einkäufe erledigten, um dann nach Akbük zu fahren. In Akbük hielten wir uns 2 Nächte auf und fuhren am Donnerstag, 03.05. weiter.
Günter und Ilona nahmen zwischenzeitlich mit uns Kontakt auf, sie wollten bis zum Wochenende in Pamucak bei Ephesus sein, dort würden wir uns treffen. Razi gefiel es in Akbük so gut, dass er noch einen weiteren Tag dort verbringen wollte. Wir sollten ihm unseren nächsten Aufenthaltsort einfach per SMS schreiben.
So kam es, dass wir an der Küstenstrasse bis nach Pamucak fuhren, jedoch nicht ohne uns nach Schlafplätzchen in der Gegend um Kusadasi umzusehen. Was soll man zu dieser vom Massentourismus geprägten Gegend sagen, außer: Dort wollen wir und sicher andere Wohnmobilisten nicht sein. Zuviele Appartmenthäuser und Reihenhaussiedlungen säumen die Küste, alles sieht gleich aus und niergendwo war ein Fleckchen freigelassen worden.

In Pamucak kamen wir Donnerstag nachmittags an und stellten unser Womo auf den gleichen Platz, an dem wir schon im November am Anfang unserer Türkeireise standen. Eigentlich wollten wir es vermeiden die gleichen Plätze mehrmals anzufahren, an diesem Tag waren wir aber von der Suche müde und wollten noch etwas von dem strahlenden Sonnenschein haben. Außerdem ist dort wirklich ein herrlicher Strand.
Am Freitag, 04.05. bekamen wir gleich zweimal Besuch, als erstes fanden uns Günter und Ilona und keine 10 Minuten später war auch Razi wieder bei uns. Es gab viel zu erzählen, Günter und Ilona hatten ihren Winter in Griechenland auf dem Peloponnes verbracht, dort wo wir uns im Oktober voneinander verabschiedet hatten.
Wir verbrachten ein paar schöne Tage in Pamucak, bis wir am Dienstag unsere Tour fortsetzten.
Den samstäglichen Wochenmarkt in Selcuk nahmen wir natürlich noch mit, das Wetter war klasse, so dass mir (Stefan) der Markt besser gefiel als der "schönste Markt der Ägäis in Milas" aber macht euch ein eigenes Bild davon.

Dienstag 08.05. bis Samstag 12.05.2007

Am Dienstag verabschiedeten wir uns von Günter und Ilona, Razi fuhr mit, und fuhren los um einige Kilometer Richtung Grenze hinter uns zu bringen. Nach einem Großeinkauf in dem riesigen Kipamarkt bei Izmir fuhren wir im Endeffekt bis Sarimsakli, einem türkischen Urlaubsort. Da uns anscheinend die Sonne verfolgt und es selbst hier im Norden mittlerweile richtig heiß ist und das Wasser wunderbar zum Schwimmen einlädt, verweilten wir auch dort zwei Tage.
Sarimsakli liegt ganz in der Nähe des "Teufelstisches" Seytan Sofrasi. Claudia möchte sich diesen nicht entgehen lassen und so fahren wir dort am Donerstag morgen vor der Weiterreise noch kurz vorbei. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick über die Küsten- und Inselformationen an dieser Küste, den Tisch selbst, die überhängende Felsplatte sieht man eigentlich am besten von unten.
Wir fuhren an diesem Tag durch viele enge Gässchen an Eseln und Pferdefuhrwerken vorbei bis nach Yeniköy , einem ganz kleinen Örtchen kurz vor den Dardanellen. Wir standen wieder zwei Tage in dieser idyllischen Bucht, beobachteten die vorbeifahrenden riesigen Schiffe und wurden nachts von Froschgequake in den Schlaf gesungen. Am Brunnen entdeckte Stefan sogar eine Wasserschildkröte. Abends wurdegemeinsam gegrillt , wozu wir von ebenfalls grillenden Türken direkt eine Flasche Wein geschenkt bekamen.

Samstag fuhren wir noch gmeinsam im Zweierkonvoi mit der Fähre von Canakkale nach Eceabat, auf europäischen Boden und anschließend bis Kocacesme, wo es Razi so gut gefiel, dass er dort noch ein paar Tage bleiben wollte. Da wir noch einige Kilometer bis zur bulgarischen Grenze zurücklegen mussten, fuhren wir weiter bis hinter Kirklareli, landen dort für eine Nacht sozusagen im "Schwarzwald" .

Sonntag fuhren wir die letzten 16 km bis zur Grenze nach "Bulgaristan" . Den Weg dorthin erfragten wir uns in Kirklareli an einer Tankstelle. Die türkischen Tankstelllen unterscheiden sich übrigens im wesentlichen von den deutschen darin, dass dort der Service noch groß geschrieben wird. An türkischen Tankstellen bekommt man, ob getankt oder nicht sein Fahrzeug kostenlos gewaschen und der Tankwart befüllt das Fahrzeug mit Sprit oder anderen Betriebsflüssigkeiten. In Deutschland können die "Aushilfsbäcker" hinter der Kasse gerade mal den Kaffeautomat bedienen.

So und nun freuen wir uns nach so langer Zeit auf Schweinefleisch.

Sonntag 13.05. bis Donnerstag 17.05.2007

Bulgarien, vor diesem Land wurden wir diverse Male von anderen Wohnmobilisten gewarnt. Einige sagten, "da bekommt ihr beim Freien-Campen die Reifen vom Wohnmobil gestohlen" und wieder andere kannten jemanden der jemanden kannte dem "die Reifen während der Fahrt geklaut wurden!". Wir selbst haben uns durch diese Geschichten nicht abhalten lassen nach Bulgarien zu fahren und uns ein eigenes Bild von dem bergigen Land am Schwarzen Meer zu machen.

Die Grenzformalitäten auf der türkischen Seite waren sehr schnell und freundlich erledigt, die Bulgaren brauchten etwas länger, da sie sich auf das genaueste für unser Wohnmobil interessierten. Ein deutsch sprechender Zöllner hatte sichtlich gefallen an unserem Fahrzeug, er wollte sogar wissen was so ein Wohnmobil derzeit in Deutschland kostet. Da wir nur eine ADAC Straßenkarte hatten, gab er uns noch den dringenden Rat nicht die vom ADAC empfohlene Route über die "rote Strasse" zu nehmen, die wäre in einem "sehr schlächte Zustand, Karte muss schon alt sein!" Wir fuhren also die von ihm empfohlene in unserer Karte gelb dargestellte Strasse Richtung Burgas am Schwarzen Meer.
Oh je durchfuhr es uns auf dieser Strecke des öfteren. Wenn das hier die gute neue Strecke sein soll, dann möchte ich schon gar keine von den kleinen gelben oder gar weißen Sträßchen fahren. Schlaglöcher und unheimliche Bodenwellen pflasterten den Weg bis etwa 20 km vor Burgas. Man kam nur ganz langsam voran, das lag wie schon beschrieben am Straßenzustand und an dem was unsere Augen sonst noch so zu sehen bekamen. Der jahrelange Sozialismus hat diesem Land immens geschadet. Heruntergekommene Dörfer und Städtchen. Mehrfamilienhäuser an denen der Beton bröckelte. Und die Dinger waren meist noch bewohnt, jedoch scheinbar nur von wenigen armen Teufeln die keine andere Lösung für sich gefunden haben. Nicht nur das der Beton bröckelte auch die Fenster und Türen waren zerstört und über all dem lag ein grauer Belag von Abgasen und wahrscheinlich Ruß. Es waren wirklich erbärmliche Zustände unter denen dort "gehaust" wurde.
Kurz vor Burgas schwenkten wir ab und fuhren immer am Schwarzen Meer entlang Richtung Süden, die Straße wurde noch schlechter und später so schmal, dass wir immer auf den unbefestigten Seitenstreifen ausweichen mussten, wenn ein Fahrzeug entgegen kam. Die Campingplätze, die uns von dem Zöllner empfohlen wurden hatten alle noch geschlossen und sie sahen sowieso nicht so einladend aus. Nach etwas längerem Suchen, was auf den unbefestigten Seitenstraßen mit dem Wohnmobil recht schwierig war fanden wir letztendlich eine ganz tolle Bucht mit einer Wackelbrücke zum Strand hin, wir nannten sie Schlangenbucht , weil erstens jemand in deutsch auf das Hinweisschild geschrieben hatte "Vorsicht giftige Schlangen" und weil wir selbst auch recht bald welche entdecken konnten. Außer einigen vereinzelten Anglern oderStrandbesuchern blieben wir ungestört zwei Tage bevor es uns weiter zog das Land weiter zu erkunden.
Wir fuhren zurück nach Burgas, kauften dort in einem Supermarkt saubillig ein, und fuhren weiter Richtung den berühmten Stränden Sonnenstrand etc. Wir hatten schon von einem älteren Ehepaar erzählt bekommen, dass viel gebaut wird. Wir dachten, ja wie überall das kennen wir ja schon. Aber was uns dort erwartete war Wahnsinn. Wirklich überall wurden wie irre Riesenhotels und hohe Häuser gebaut, einfach unbeschreiblich und Touristen waren auch schon überall. Es gefiel uns eigentlich gar nicht, aber für zwei Tage stürzten wir uns in das Touristengetümmel, da wir einen recht ruhigen Platz bei einer noch geschlossenen Strandbar fanden. Der Sandstrand war wirklich herrlich, leider herrschte die ganze Zeit über ein starker kühler Wind, mit schwimmen war es also leider nichts.
Wir hatten in Burgas im Supermarkt sehr billig eingekauft, neugierig wie wir sind schauten wir auch hier in die Supermärkte und was ist das denn, alles kostete hier an der Küste mindestens drei Mal so viel und die Touristen bezahlen es, sie wissen es ja nicht anders.

Da bei unserem Iveco mittlerweile die Bremsbelagsverschleissanzeige aufleuchtete, fuhren wir in eine größere Stadt, Stara Zagora, um einen Ivecobetrieb zu suchen.
Dieser musste auch nicht lange gesucht werden, da er sich direkt an der Durchgangsstraße befand. Die Werkstatt war erst einige Monate alt und glich optisch einem modernen und sauberen deutschen Betrieb. Unser Mechaniker wechselte die alten Bremsbeläge in windeseile, ganze 60,- Euro hat der Spaß gekostet, inklusive Trinkgeld für die schnelle und freundliche Reparatur.

Weiter gings in Richtung Plovdiv, wir wollten in die Berge an einen der schönen Seen, die auf unserer Bulgarienkarte eingezeichnet sind. Wie schon anfangs erwähnt ist Bulgarien ein sehr bergiges Land und so kam es, dass wir nachmittags irgendwo im Landesinneren unser Wohnmobil für die Nacht abstellten. Es war 17:30 Uhr und unser Thermometer zeigte eine Außentemperatur von 35 Grad an. Der "Lorenz" brüllte förmlich und wir freuten uns auf den Batak See, wohin wir am nächsten Tag wollten.


Freitag 18.05. bis Sonntag 03.06.2007

Am Batak-See waren wir nach der Überwindung einiger unwegsamer Straßen mittags angekommen. Das Wetter wurde auf unserer Fahrt dorthin merklich schlechter, was eigentlich nicht verwunderlich war, da sich der See in 970 Meter Höhe befindet. Nach einem kleinen Spaziergang zum Umgebung auskundschaften, fing es auch schon an zu regnen. Zuerst ein kurzer Schauer, der dann die ganze Nacht hindurch anwährte und auch am gesamten nächsten Tag nur kurze Unterbrechungen hatte. So ein mieses Wetter wollten wir nicht über uns ergehen lassen und fuhren am Samstag weiter nach Melnik unweit der griechischen Grenze, jedoch immer noch im hügeligen Land.

Melnik ist laut ADAC Bulgarienkarte ein interessantes Örtchen, das von pyramidenförmigen Sandsteinfelsen umgeben sein soll. Also besichtigten wir diesen netten Ort, der nebenbei auch noch ein paar schöne alte Kaufmannshäuser zu besichtigen hat. Ein Platz für die Nacht war schnell gefunden, der Ort genauso rasch durchschritten und die pyramidenförmigen Felsen betrachtet. Das Wetter wurde kaum besser und da wir in Griechenland von ihm noch nie so richtig enttäuscht wurden, war der Entschluß aus Bulgarien am Montag auszureisen schnell gefasst.

Montag tankten wir unser Wohnmobil noch für den Rest des umgewechselten bulgarischen Geldes voll und überfuhren die Grenze nach Griechenland. Da jetzt beide Staaten EU angehörig sind, war nach der kurzen für Griechnland obligatorischen Passkontrolle das Grenzprozedere auch schnell erledigt. Weiter ging es an Thessaloniki vorbei ans Meer, immer am Ufer entlang bis wir schlußendlich wieder in Olympic Beach ankamen. Das Wetter hatte sich etwas gebessert, kein Regen nur noch starke Bewölkung bedeckte den Himmel.

Am Olympic Beach wollten wir einige Nächte bleiben, Duschen waren dort vorhanden und die Strandbar, an der wir noch im November unseren selbstgemachten Glühwein getrunken haben strahlt frisch in einem satten blau. Außerdem hat sie nun einen Namen, Sorbas hat der griechische Barbetreiber sie getauft. Sein Cousin hat vor Jahren in Frankfurt gearbeitet und sich über die hessischen Nachbarn so gefreut, dass wir am nächsten Nachmittag, Dienstag, mit ihm je 3 selbstgebrannte Tziporo trinken mussten. Das Wetter war an diesem Dienstag prima, die Sonne knallte, so dass meine Ampel mal so richtig an war, nach dem Abendessen war aber das schlimmste wieder überstanden. Wir bekamen an diesem Tag noch weitere Wohnmobilnachbarn aus Thüringen.
Stefan half ihnen nach längerer fernsehloser Zeit ihre Satellitenschüssel richtig zu justieren und so erzählten sie uns am nächsten Tag ihre gesamte Lebensgeschichte. Die Frau hatte Geld geerbt, wovon sie eigentlich einen Swimmingpool in den Garten bauen lassen wollte, da die Baubehörde aber Schwierigkeiten machte kam der Wunsch des Mannes zum Tragen und so wurde kurzerhand ohne Vorwissen ein Wohnmobil gekauft. Dementsprechend passierte unterwegs so einiges.

Nachdem es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schon wieder wie aus Eimern regnete, machten wir am Donnerstag die "Leinen los" und schipperten mit unserer Landyacht gen Katherini zum Einkaufen und weiter durchs Tembital, immer am Ossagebirge entlang nach Agio Kampos. Der Regen war wie weggeblasen und wir hatten ein richtig schönes Plätzchen für mehrere Übernachtungen gefunden.

Unser nächstes Ziel war der Pilion, wo wir auf einem Campingplatz unseren alten Bekannten aus der Gaziapasa in der Türkei Francesco wieder treffen würden. Dorthin hatte sich Stefan schon vorab Post bestellt.
Wir fuhren also am Samstag zunächst wieder Mal über eine richtige Abenteuerstrecke, nur Schotter und steil immer am Meer entlang und schließlich durch das Landesinnere bis nach Volos, die große Hafenstadt am Eingang zum Pilion. Dort füllten wir zunächst alles wieder auf und besuchten in Kato Gatzea unseren Freund, der für uns einen ganz tollen Freisteh-Platz unter Olivenbäumen entdeckt hatte. Dort richteten wir uns ein und unternahmen mit dem "Bergkletterkünstler" ganz tolle Wandertouren zum Winnetoutal, zum Neandertal, zum alten Bahnhof und so weiter. Fancesco freute sich, endlich jemanden zu haben, denen er seine tollen, teils von ihm entdeckten Wege, zeigen konnte. Unter anderem unternahmen wir eine etwa 5 Stunden Wandertour zum Bergdorf Pinakates . Man läuft auf dem Pilion stellenweise auf ganz alten Steinwegen , die früher Wege für Esel und sonstiges waren, um die Bergdörfer zu erreichen. Zwischendurch läuft in Rinnen immer wieder frisches Bergquellwasser entlang.
So lässt es sich gut aushalten, vormittags schöne Spaziergänge und danach ausgiebiges Baden im glasklaren Meer. Wir werden den Pilion noch ein wenig genauer unter die Lupe nehmen und darüber berichten. Am Montag, 04.06. wollen wir unseren schönen Olivenhain verlassen, hoffentlich ohne größere Kratzer an unserem Wohnmobil anzurichten. Die Äste der Olivenbäume wachsen recht weit in den Fahrweg hinein, aber wer hätte überhaupt gedacht, dass hier je ein Wohnmobil hineinfährt.